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[Oderbruch-Folk] Dennis B. Markheim - Man sieht sich... (2018) - Druckversion

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[Oderbruch-Folk] Dennis B. Markheim - Man sieht sich... (2018) - Tommy2Rock - 20.10.2018

[Bild: markheim.jpg]



Tracklist:
01. Etwas verlogen
02. Der Regen
03. Wie sehr (Piano)
04. Gemüsegarten
05. Kind, Frau & Bier
06. Kaffeduscht
07. Anna Oda
08. Tritt nochmal nach
09. Weil ich ein Hippie bin
10. Ein weiterer Tag
11. Man sieht sich …
12. An meiner Seite


Nach drei Kurz-Alben präsentiert Dennis B. Markheim nun endlich einen Langzeit-Silberling in 12 Titeln. An Gitarre, Ukulele, Mundharmonika und Fuß-Percussion überrascht der Oderbruchler – wie schon bei den Vorgängeralben – mit einer Stimme, die zwischen Sehnsucht und Derbheit, zwischen Liebsäuseln und Wüten ein klangliches Spektrum abdeckt, das seinesgleichen sucht. Unterstützung erfährt Markheim durch Bass, Klavier und Geige, die wohldosierte Akzente und Stimmungen setzen. Der nimmermüde Stimmungswandler offenbart dabei das Vermögen, Alltägliches in gleichermaßen tiefe wie selbstverständliche Texte zu kleiden. Keine Pathetik, sondern die Melancholie des Selbsterlebten. Kein Zynismus, sondern die augenzwinkernde Ironie menschlichen Miteinanders. Dass Markheim sich nicht darum schert, seine dialektale Prägung – den Ausdruck seiner Herkunft und Identität – den Inhalten angedeihen zu lassen, kleidet Inhalt und Ausdruck mit einer spielerischen Selbstverständlichkeit. Zwischen leichtfertigen, beinahe erzählenden Passagen, schmetternden Mitsingrefrains und zerbrechlich wispernden Melodien avanciert das Kleine zum Großen – der Alltag zur akustischen Spiegelung einer Wirklichkeit, die alle miteinander teilen. Tiefgründigkeit und Spiel, Melancholie und Albernheiten problemlos in- und miteinander wirken zu lassen, ist eine ebenso selbstverständlich wie diffizile Kunst. Wie nebenbei präsentiert Markheim ein Juwel. Nebenbei wie ein „Man sieht sich“ auf der Straße. Es ist das „Man sieht sich“ Markheims. (Quelle: Prosodia)


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Dennis B. Markheim: Gesang, Gitarre, Ukulele, Fuss- Percussion & mehr


"Man sieht sich..." ist ein Album mit zwei Gesichtern, die man als Hörer entdecken kann. Für viele wird es in erster Linie so klingen, als wenn Dennis B. Markheim einfach nur über Dinge und Situationen singt, die ihn selbst betreffen. Wer genauer hinhört wird allerdings mehr entdecken, denn die Texte sprechen auch Themen an, die viel umfangreicher sind. Dennis B. Markheim ist dabei Beobachter und Teilnehmer, ohne dabei zu verurteilen. Diese Art der Weltanschauung bietet viele ungewöhnliche Blickwinkel, die dennoch vertraut wirken. Musikalisch wechselt er dabei zwischen Gitarrengeschrammel, Pianoklängen und Folkeinflüssen ab. Hier und da ertönt eine Violine, die für feinfühlige Melodien sorgt. Ein sehr schöner Kontrast zu Markheims rauer Stimme. Das sich hinter den Titeln der Lieder nicht immer das verbrigt, was man vielleicht erwartet beweist zum Beispiel "Gemüsegarten" Dieser ist eine Ode an Dresden, die die Liebe zur Stadt behandelt und zeigt, dass diese auch schöne Seiten hat. Eine Tatsache, die durch negative Nachrichten in den Hintergrund geraten ist. Bei "Kaffeeduscht" geht es nicht um eine außergewöhnliche Art der Körperpflege, sondern um den stetigen Durst nach dem koffeinhaltigen Heissgetränk, dass in Dialekt gesungen wird. Gleiches gilt für "Anna Oda", das nicht von einer Frau handelt. Solche Details fallen aber nur auf, wenn man sich mit den Titeln beschäftigt und dabei auf die Texte achtet, ansonsten gehen diese Wortspielereien leider unter. Technisch gibt es keine großen Effekte, sondern einfach nur Markheims Stimme und seine Instrumente. Eine passende Wahl für den Klang, denn das persönliche wird so noch einmal unterstrichen.

Mein Fazit: Beim ersten Hören war "Man sieht sich..." ein wohlklingendes Album, das angenehm im Hintergrund gelaufen ist. Ein Soundtrack für den Alltag, der für gute Laune sorgt. Mit jedem weiteren Mal sind dann die Details in den Texten durchgedrungen und aus der Hintergrundmusik wurde ein Album, dass ich bewusst gehört habe. Betrachtet man die meisten Alben die es in die Charts schaffen, wird man bemerken das diese nicht auf diesen zwei Ebenen funktionieren. Schließlich will man in den Charts unterhalten und so einen hohen Platz erobern. Wenigstens so lange, bis zwei Wochen später das gleiche Lied mit etwas veränderten Samples diesen Platz einnimmt. Umso erfrischender ist es, ein Album zu hören, dass handgemacht ist und kein 0815 Muster als Vorlage hat. Ganz im Gegenteil. Der Stil wechselt von Lied zu Lied, die Stilmittel werden ebenfalls munter durchgemischt und die einzige Konstante ist die Stimme Markheims. Mal fröhlich, mal melancholisch, aber immer authentisch, singt er sich durch seine Lieder. An wen richtet sich "Man sieht sich..." aber genau? Die Frage lässt sich schwer beantworten, denn es ist nicht für eine Zielgruppe konzipiert worden. Freunde von handgemachter, deutscher Musik werden genauso angesprochen, wie diejenigen, die gerne Lieder mit Folkeinflüssen hören. Die einfachste Lösung ist es, einfach mal ins Album reinzuhören und sich selbst ein Bild davon zu machen. Meine Anspieltipps sind "Etwas verlogen", "Gemüsegarten" und "Tritt nochma nach".

[Bild: bewertung4_5.png]