[Mittelalter / Folk Metal] Harpyie - Blutbann (2022)
#1
[Bild: blutbann.jpg]


Release: 28. Januar 2022
Label: Metalville


Tracklist:
01. Blutadler
02. Angst im Wald
03. Liebe auf den ersten Biss
04. Die Geister die ich rief
05. Dunkelschwarz
06. Nachtfalter feat. ASP
07. Verräterisches Herz
08. Fang mich ein
09. Wir sind die Nacht
10. Vampir
11. Okkult
12. Ich glaub dir nicht


Knapp ein halbes Jahr nach dem Vorgänger "Minnewar" legen Harpyie die Neonfarben ab und tauchen ein in düstere Themen. Auf dem neuen Werk "Blutbann" erwarten 12 neue Songs die Hörer:innen, die schaurig schöne Geschichten über Vampire, Mörder und Geister erzählen. Es geht um Liebe, Tod und Angst, aber auch um Zusammenhalt und dem Überwinden der eigenen Dämonen. Auf "Blutbann" werden auch bekannte Gesichter angetroffen, wie Jack the Ripper, Edgar Allan Poe, der Kopflose Reiter und der aus Anne Rice' "Chronik der Vampire" bekannte Vampir Lestat de Lioncourt. Stets untermalt von dem wuchtigen und epochalen Folkmetal-Sound, den man von der Band in den letzten Jahren gewohnt war, nur dass er dieses Mal passend zur Thematik noch etwas böser und aggressiver aus den Boxen tönt. Und so klingt das neue Album insgesamt rotziger und rauer, was nicht zuletzt an der neuen Instrumentierung liegt. Anstatt einer Geige ist nun eine Drehleier fester Bestandteil der Band. (Quelle: Pressetext)


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Liebe auf den ersten Biss
Blutadler
Nachtfalter feat. ASP
Angst im Wald


Harpie sind:
Aello: Gesang
Brian: Drehleier
Podargo: Bass
Kayran: Schlagzeug
Gastmusiker:innen:
Matze Prach (Tir Nan Og): Geige
Ulli Perhonen & Alina Tavangari: Gastgesang
Simon von Gersum, Stefanie Rohne, Daniel Skorupa, Florian Schaub, Janina Alich, Benjamin Sohr, Andreas Protz, Stefan Dippel, Romy Pech & Brigitte Jansen: Chorgesänge "Wir sind die Nacht"
Patrick Winzler: Synthies "Verräterisches Herz"


Harpyie laden die Hörer:innen in eine finstere und unheimliche Welt ein. Mit "Blutbann" kehren sie zurück ins Reich der Geister und Dämonen, das sie auf "Freakshow" schon betreten haben. Denkt man darüber nach, wie beliebt "Freakshow" immer noch ist, kann man diese Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Der Sound der Band hat sich seit dieser Zeit deutlich verändert, die Band ist insgesamt kleiner geworden, was die Anzahl der Bandmitglieder angeht und so sind einige beliebte Soundelemente auch nicht mehr vorhanden, die man in der Vergangenheit gewohnt war. Dafür erklingen nun härtere Gitarren und auch Bass und Schlagzeug sorgen für ordentlich Druck im Sound. Brians Drehleier ist der melodische Konterpart, der neben Aellos Gesang, Gastmusiker:innen und einigen programmierten Sounds für Ausgleich sorgt. Die bekanntesten Gäste dürften auf jeden Fall ASP und Matze Prach von Tir Nan Og sein. Während ASP nur bei "Nachtfalter" als Gaststimme zu hören ist, sind Matzes Geigentöne immer wieder zu hören. Musikalisch werden wieder neue Wege probiert, die teilweise in Richtung Rammstein, Subway to Sally, Nightwish und auch ASP gehen. Die Band betont selbst den Folkmetal-Klang des Albums, doch irgendwie scheint dieser eher Begleitwerk als richtungsgebendes Genre zu sein. Dadurch könnten Hörer:innen im Vorfeld vielleicht eine falsche Erwartungshaltung entwickeln. Auf der anderen Seite bietet "Blutbann" einige Songs an, die sich für Tanzflächen für Clubs sehr anbieten. "Blutadler", "Vampir" und auch "Nachtfalter" kann ich mir sehr gut in den Playlisten diverser DJ's vorstellen. Gleichzeitig wirkt es auch so, als wenn man eher Festivalbühnen ansteuern möchte, als Mittelaltermärkte und ähnliche Veranstaltungen. Für das Mastering war dieses Mal Jan-Philipp Gerking verantwortlich, der seine Aufgabe hervorragend gemeistert hat. Das atmosphärische und düstere Artwork des Albums und des Booklets sind ein großer Pluspunkt das Album in physischer Form zu kaufen, da die Verbundenheit mit den Liedern sonst verloren geht. Bleibt die Frage, an wen sich das Album durch die vielen Stileinflüsse nun genau richten möchte. Fans der Band werden das Album feiern und sich sofort wohl fühlen. Für Metalfans könnte es es zu viele ruhigere und melodische Töne geben und wer aus der Gothic-Szene stammt, vergleicht "Blutbann" vielleicht zu sehr mit anderen Bands aus dem Genre. Die einfachste Lösung ist einfach ins Album reinzuhören und für sich zu entscheiden, ob man zur Zielgruppe gehört. 

Mein Fazit: Dass Harpyie von Album zu Album unterschiedlich klingen, dürfte langjährige Fans nicht mehr verwundern. So ist dies auch bei "Blutbann" der Fall, auch wenn man düstere Themen schon aus dem 2015er Album "Freakshow" kennt. Bei "Blutbann" bin ich selbst etwas gespalten in meiner Meinung. Zum einen gefallen mir die härteren Gitarren und die Drehleier sehr gut und da geht direkt mal ein Lob an Brian raus. Warum in den Pressetexten die Drehleier als eine Art Ersatz angekündigt wird und dann doch eine Geige durch Matze Prach eingebracht wird, wirkt etwas merkwürdig, da man eine wirklich gute Geigenspielerin in der Band hatte und man sich so Gastspieler erspart hätte, aber dies ist ein anderes Thema, zu dem hier auch nicht mehr geschrieben wird. Dennoch gibt es natürlich Pluspunkte für die Gastmusiker:innen, die dem Album eine größere Klangwelt verleihen.

Was mir negativ auffällt, sind verschiedene Lieder, in denen Harpyie so wirken, als müssten sie sich sehr nah an andere Bands annähern, um den düsteren Klang für das Album aufrechtzuerhalten. Wenn sie einfach sie selbst sind und auch so klingen, wirken die Lieder nicht wie eine aufgesetzte Maske. Aellos Gesang ist der nächste Punkt, bei dem ich nicht ganz glücklich bin. Dabei liegt dies nicht am Gesang selbst, sondern daran, dass seine Stimme hier und da nicht so recht ins Klangbild passen mag. Solange er seine Stimme tief hält und auch etwas aggressiver klingt, ist alles in Ordnung. Wenn er für den Chorus dann in die Höhe geht, wirkt der Kontrast recht stark, wenn nicht zu stark.

Insgesamt ist "Blutbann" aber ein solides Album und als Themenalbum auch sehr stimmig in sich selbst. Wenn man beim Hören den Raum abdunkelt, ein paar Kerzen anmacht und sich ganz der Musik widmet, wird man mit "Blutbann" viel Spaß haben. Man sollte vielleicht überlegen, wieder ein festes Bandmitglied an der Geige dazu zu holen und vielleicht auch nochmal über einen Dudelsackspieler nachzudenken. Nicht um wieder zu einer Mittelalterband zu werden, die man vielleicht gar nicht sein mag, aber wenn man sich andere Bands, wie zum Beispiel Skiltron und Nightwish anhört, dürften sich diese Instrumente wunderbar zur Drehleier ergänzen, ohne dass man die Härte aufgeben müsste. Meine Anspieltipps sind "Angst im Wald", "Liebe auf den ersten Biss" und "Nachtfalter", die wunderbar auf das Album einstimmen.


[Bild: bewertung4.png]
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