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[Mittelalter-Metal] INGRIMM - Auf Gedeih und Verderb (2020) - Druckversion

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[Mittelalter-Metal] INGRIMM - Auf Gedeih und Verderb (2020) - Tommy2Rock - 10.01.2020

[Bild: ingrimm.jpg]


Tracklist:
01. Himmel und Hölle
02. Klang von Leder
03. Albtraum
04. König der Idioten
05. Glück in Sicht
06. Sturm und Drang
07. Drachenritt
08. Ich bin ein Mann
09. Schalk im Nacken
10. Mammon
11. Der Schinder
12. Schuldig oder nicht


INGRIMM – ein Synonym für rauen aber ehrlichen Mittelalter-Metal
Hier erwartet den Hörer weder schwülstiges Minnewerk, noch die zehnte Version der Merseburger Zaubersprüche: Donnernde Drums, grollender Bass und kompromisslos harte Gitarrenriffs bilden das Fundament für harmonische Melodien, vorgetragen auf mittelalterlichen Instrumenten, wie Dudelsack und Drehleier. Mit ihrer ungebrochenen Spielfreude und den zugleich technisch anspruchsvollen aber eingängigen Stücken steht der guten Laune bei jedem Live-Auftritt nichts mehr im Wege. Die teilweise düster-ernsten, aber auch lyrischen Texte scheinen ebenso ins Mittelalter als auch in die heutige Zeit zu passen. So pumpen die regensburger Vollblutmusiker mit ihrer energiegeladenen Bühnenshow immer wieder frisches Blut durch die Venen des Genres. Ob fröhliches Trinklied, stampfender Midtempo-Dampfhammer, aggressiver Nackenbrecher oder gefühlvolle Ballade, die musikalische Bandbreite dieser eingespielten Formation lässt kaum Wünsche offen und weht wie ein kolossaler Wind durch die verstaubten Hallen der Metal-Szene. (Pressetext)


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Ingrimm sind:
René Brandt: Gesang
Alex Haas: Gitarre
Alex Finzl: Schlagzeug
Christian Hadersdorfer: Dudelsack, Drehleier
Stephan Fimmers: Bass
Julia Wink: Geige          


Die Genrebeschreibung Mittelalter-Metal trifft auf keine Band so zu, wie es bei INGRIMM der Fall ist. Seit dem ersten Album "Feuer und Flamme" zieht die Band ihr Ding konsequent durch. Während bei anderen Bands ein Wechsel der Gesangsstimme oft für harte Kritik sorgt, beweist René Brandt nun schon zum zweiten Mal, dass er für INGRIMM ein Gewinn ist und seine Stimme perfekt zum Stil passt. Nachdem es nach dem letzten Album "Henkt ihn!" länger kein neues Material zu hören gab, ist nun mit "Auf Gedeih und Verderb" das bereits fünfte Album der Band erschienen. Die Fusion aus Folk- und Mittelaltermelodien mit Einflüssen aus verschiedenen Metalstilen gelingt erneut perfekt und wirkt dabei völlig ungezwungen. Trotz der wachsenden Anzahl an Bands, die einen ähnlichen Stil entwickelt haben, kann man bei jedem Lied sofort erkennen, dass man hier eindeutig INGRIMM hört und dieser Wiedererkennungswert ist es auch, was die Band und ihre Musik so stark macht. Die Wartezeit bis zum neuen Album wurde jedenfalls sehr gut genutzt, denn musikalisch wird alles geboten, was das Fanherz begehrt. Harte Töne, die zum Headbangen einladen, wechseln sich mit eingängigen Melodien ab. Gleichzeitig sind die Texte so einprägsam, dass man schnell mitsingen kann. Die Texte sind zwar immer noch so geschrieben, dass sie zur Mittelalterszene passen, dennoch sind sie nicht ans Mittelalter gebunden. Der "König der Idioten" muss zum Beispiel nicht unbedingt ein mittelalterlicher Herrscher sein, denn beim Hören hat man durchaus auch aktuelle Personen vor Augen, der diese Krone stehen würde. INGRIMM beweisen mit "Auf Gedeih und Verderb", dass Metal nicht unbedingt wild klingen muss, denn die Songs wirken in sich sehr strukturiert und entfalten trotzdem eine ungeheure Energie, die sich auf den Hörer überträgt. Beim Mastering wurde die gleiche Sorgfalt gezeigt, denn der Sound hat ordentlichen Druck und keins der Instrumente geht darin verloren.

Mein Fazit: Mit ihrem fünften Album schaffen INGRIMM eine Punktlandung. Die Mischung aus harten Passagen und tollen Melodien ist perfekt gelungen. Schon nach wenigen Sekunden des Openers "Himmel und Hölle" kommt genau diese Stärke durch. Während der Dudelsack den Hörer noch mit seiner Melodie einlädt, legen plötzlich die harten Gitarren los und zusammen mit  den treibenden Drumbeats wird das Verlangen geweckt, diese Lieder live zu hören. Überhaupt wirkt das komplette Album so, als wäre  das Studio nur eine Zwischenstation und Konzerte das wahre Ziel, das man mit den insgesamt 12 Liedern ansteuern möchte. Der satte Sound des Albums sorgt für richtig gute Laune und Headbangen ist beim Hören quasi Pflichtprogramm. Doch nicht nur der Dudelsack sorgt für melodische Momente. Julia Winks Geigenspiels sorgt mehrfach für Gänsehautmomente und auch die Drehleier kommt nicht zu kurz. Eines meiner Highlights und gleichzeitig einer meiner Anspieltipps ist "König der Idioten". Mit diesem Lied haben INGRIMM eine zeitlose Hymne erschaffen, die man einigen Menschen ins Gesicht brüllen möchte. Neben "König der Idioten" empfehle ich "Ich bin ein Mann", "Albtraum", "Himmel und Hölle" und "Schuldig oder nicht" als Anspieltipps. Allerdings ist "Auf Gedeih und Verderb" ein Album, an dem sich kommende Veröffentlichungen messen müssen, weshalb man sich das Album eigentlich im Ganzen anhören muss.

[Bild: bewertung5.png]