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[Mittelalter] Die Vertriebenen - ExtraVagant (2020) - Druckversion

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[Mittelalter] Die Vertriebenen - ExtraVagant (2020) - Tommy2Rock - 13.05.2023

[Bild: extravagant.png]


Release: 13. Juni 2020
Label: pretty noice records


Tracklist:
01. Incendium reali
02. Höppe, Höppe
03. Ali Ben gyb ma Gaffa
04. Balkaninchen
05. Fünf Frettchen
06. Zwergenballade
07. Nevâ-Ceng-i Harbî
08. Kalsarikännit
09. Colaphus Vehemenz 
10. La Triviata
11. Rabenherz


Nach mehr als vier Jahren seit unserem Debütalbum, konnten wir – die Vertriebenen –unser zweites Album auf die Marktplätze der ach so flachen Erdenscheibe bringen und konnten freudiger nicht sein. Für diese Aufnahme haben wir keine Kosten und Mühen gescheut und sind – nun um viel Studioerfahrung reicher – stolz und glücklich, Euch unsere zweite CD „ExtraVagant“ präsentieren zu können. Mit dem weitestgehenden Verzicht auf elektronischen Firlefanz und einem Sound, der so nahe an der Realität wie möglich klingt, setzen wir nun einen weiteren Meilenstein in unserer zehnjährigen Bandgeschichte. Keine Glaskugel der Welt kann uns sagen, wann wir wieder auf der Bühne stehen und für Euch spielen können und dürfen. Der Plage zum Trotze haben wir nun beschlossen Boten anzuheuern, damit unser Machwerk in eure heimische Kemenate gebracht werde, während die Welt darauf wartet, dass diese Pestilenz möglichst schadlos an uns allen vorübergeht.Im Grunde sind es Euer Lachen, Eure Freude und das gemeinsame Feiern von Musik was uns antreibt und somit wollen und werden wir sobald als möglich wieder über die Marktflecken ziehen und auf Dorffesten und hundertelfzigsten Geburtstagen für Euch aufspielen.
Denn wir sind und bleiben Eure Vertriebenen und vertreiben Euch … die Zeit. (Quelle: Pressetext)


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Die Vertriebenen sind vertreten durch:
Hein von Rabenstein: Sackpfeifen, Bouzouki, Schalmeien & Drehleier
Felix Eisenleber*: Trommeln, Percussion, Sackpfeife, Didgeridoo, Triangel
Kaligulas der Taktlose: Sackpfeifen, Schalmei, Tabla
Sola Bragisdóttir: Sackpfeife. Klanghölzer
Thoron Trommelfeuer: Trommeln, Percussion, Sackpfeife, Schalmei
Morgi die Schlagfertige: Sackpfeife (Määhphisto), Schalmei, Schellekränzele
Määphisto das Dudelschaf (Maskottchen)
*kein aktuelles Bandmitglied mehr


Die Vertriebenen haben mit ihrem zweiten Album "ExtraVagant" erneut das Ziel verfolgt, die Atmosphäre eines Liveauftritts auf einen Silberling zu bannen. Dies ist der Formatio hervorragend gelungen. Während andere Bands sogar noch bei Aufnahmen eines Konzertes mit Effekten und mehrfach übereinandergelegten Tonspuren des gleichen Instruments für satten Klang sorgen, haben sich Die Vertriebenen ganz auf ihre musikalischen Fähigkeiten konzentriert. Wie schon bei "Non Rota Nova", haben sie damit die richtige Wahl getroffen. Von der ersten Sekunde an fühlt man sich an den Rand einer Marktbühne versetzt und will mit Klatschen und lauten "HEY"-Rufen losfeiern. Es sind auch hörbar Parts eingebaut, die genau dieses Gefühl noch verstärken, wenn die Dudelsäcke eine Pause machen und die Trommeln dafür laut den Takt angeben. Damit sich das Album noch mehr von der Masse abhebt, haben auch bekannte Stücke wie "Ali Ben gyb ma Gaffa" einen persönlichen Klang verliehen bekommen. Dadurch hat man nie das Gefühl, einfach nur die 500. gleiche Version zu hören, die an anderer Stelle schon fast für Ohrenbluten sorgt. Dass es keinen Gesang auf dem Album gibt, fällt zwar irgendwann auf, stört aber nicht im Geringsten. Dafür sind die Lieder einfach viel zu tanzbar und wenn man zum Anhören auch noch einen guten Met trinken kann, fehlt eigentlich nur der Geruch von Lagerfeuern, damit man gedanklich wirklich auf einem Mittelaltermarkt angekommen ist. Die Abmischung des Albums ist dafür mitverantwortlich, da jedes Instrument hörbar ist und nie im Mix untergeht. Zum Glück sind sie mittlerweile auch südlich ihrer heimatlichen Wohlfühlzone anzutreffen, wie beim Mengeder Mittelalterlich Gaudium im Moselbachpark Waltrop in Waltrop, das am 10. und 11. Juni dieses Jahres stattfinden wird. Wer das Marktgefühl nicht nur zu Hause erleben mag und die CD vielleicht auch noch signiert in seine Sammlung aufnehmen möchte, hat also bald die Chance dazu.


Mein Fazit: Zuerst muss ich mich für die lange Wartezeit für diese Rezension entschuldigen, die aus Problemen mit der Post (mehrfach verschickt und nicht angekommen) und persönlicher Angelegenheiten meinerseits verursacht worden ist. Dafür hat sich das Warten wirklich gelohnt, denn "ExtraVagant" ist endlich wieder eins dieser Marktalben, die das Marktgefühl nach Hause bringen. Die Vertriebenen verstehen nicht nur sehr gut, wie sie durch bekannte und neue Stücke Mittelalterfans begeistern, sondern sind auch an ihren Instrumenten wahre Meister ihrer Kunst. Durch Dudelsäcke und Schlagwerk liegt ordentlich Druck in den Liedern, so wie man es vor einer Marktbühne im Bauch fühlen möchte.  Drehleier, Bouzouki und Schalmeien sorgen derweil für den melodischen Teil und wer bei dieser Kombination still sitzen bleibt, braucht wohl dringend einen Met. Der natürliche Klang der Musik und der bewusste Verzicht auf große Effekte machen "ExtraVagant" zu einem Albun, das jede Musiksammlung ergänzt. Egal ob zu Hause, auf dem Weg zu einem Markt oder für eure eigene Mittelalterparty, "ExtraVagant" wird für eine gute Stimmung sorgen. Meine Anspieltipps sind "Ali Ben gyb ma Gaffa", "Balkaninchen", "Kalsarikännit" und "Rabenherz"

[Bild: bewertung5.png]