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[Folk-Metal] Vera Lux - Durch die Schatten (2024) - Druckversion

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[Folk-Metal] Vera Lux - Durch die Schatten (2024) - Tommy2Rock - 16.02.2024

[Bild: durchdieschatten.jpg]


Release: 16. Februar 2024
Label: Eigenvertrieb (Vera Lux GbR)


Tracklist:
01. Insomnia - Video
02. Himmelhoch - Video
03. Zombies
04. Eiskalt
05. Verblasste Bilder
06. Eiskalt
07. Das Spiel
08. Höllentor
09. Königin der Nacht
10. Mein Licht
11. Maskenball


Mit „Durch die Schatten" veröffentlichen Vera Lux am 16.02.2024 ihr zweites Studioalbum.10 Tracks mit deutlich gereiftem Sound und bewegenden Texten helfen den Hörern dabei, schweren Zeiten zu trotzen und an Lichtblicken festzuhalten. Inspiriert durch zeitgenössische Metal- und Pop Acts, wurde im Songwriting bewusst neuen Einflüssen Raum gegeben. So erzeugen moderne Riffs, epische Drehleier- und Geigenmelodien sowie kraftvolle Shouts ein Klanggeflecht, in dem die facettenreiche Stimme von Frontsängerin Inara mehr denn je besticht. Veredelt wurde die Studioproduktion durch die Zusammenarbeit mit Simon Michael – Great Hall Music (Programmings, Sounddesign, Mix & Mastering). (Quelle: Absolut Promotion)


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Live-Termine:
15.03.2024 - Vroudenspil, Vera Lux - Nürnberg
04.04.2024 - Vanaheim, Vera Lux – München
19.04.2024 - Vera Lux JUZ Hilpoltstein
16.05.2024 - Vanaheim, Vera Lux – Köln
17.05.2024 - Vanaheim, Vera Lux – Hannover
18.05.2024 - Wave Gotik Treffen – Leipzig
19.05.2024 - Biberttal Festival – Andorf
29.06.2024 - Hörnerfest – Brande Hörnerkirchen


Vera Lux sind:
Inara: Gesang
Felix: Drehleier & Dudelsack
Anni: Geige
Matthias: E-Gitarre & Shouts
Jako: Schlagzeug
Gastmusikerin:
Fiona Knauer: Backing Vocals (Himmelhoch & Höllentor)


Vera Lux haben mit Hilfe ihrer Fans ihr zweites Album "Durch die Schatten" erfolgreich durch ein Crowdfunding bei Startnext finanzieren können und das Warten bis zum Release hat sich wahrlich gelohnt. 11 neue Songs haben es auf das Album geschafft und mit Simon Michael ist ein bekannter Produzent und Musikerkollege (Subway to Sally) an Bord geholt worden, um das Bestmögliche aus allen Songs herauszuholen. Mit "Insomnia" wird direkt deutlich gemacht, was Hörer*innen erwarten dürfen. Harte Drums, virtuos eingespielte Melodien auf der Geige, ein Brett aus E-Gitarrenklängen und Inaras kraftvolle Stimme, die durch Shouts von Matthias einen kontrastreichen Konterpart bekommt. Im Chorus wird es etwas melodischer, was aber perfekt zum Text passt. Wie der Titel verrät, geht es um Schlaflosigkeit und die damit zusammenhängenden Gefühle, die in der Dunkelheit aufkommen. "Himmelhoch" nimmt etwas vom Tempo raus, punktet aber mit den Chören und der Atmosphäre, die durch die Melodie und dem Gesang aufkommt. Während die Strophen eher bedrückend wirken, ermutigt der Chorus sich zu erheben und sich von Sorgen und Ängsten zu befreien. Wer mit Depressionen zu kämpfen hat, bekommt hier eine Hymne geliefert, mit der man sich auch selbst Mut machen kann. In "Zombies" geht es nicht wirklich um die untoten Gestalten aus Horrorfilmen. Viel mehr geht es um den Umgang mit Medien und wie sie uns aus der Realität ziehen und damit das wahre Leben immer mehr ausblenden. Mit einem Drehleier-Intro startet "Eiskalt", bevor es ordentlich an Härte zulegt. Diese passt auch zu den besungenen Themen wie Hungersnöte, Kriege, Klimawandel, Korruption und Tyrannei, die sehr viele Menschen durch gefälschte Meldungen und Stimmungsmache im wahrsten Sinne des Wortes eiskalt lassen. Auch bei "Verblasste Bilder" steht die Drehleier zu Beginn im Vordergrund, die sich hier aber mit harten Gitarrenklängen mischt. Diesmal geht es um eine Beziehung, die am Ende angelangt ist und bei der jede Liebe verloren gegangen ist.

Düstere Klänge eröffnen "Das Spiel", bei dem es sich um die reale, perverse Art des Schachs handelt. Menschen werden beliebig in den Tod geschickt, nur damit andere an Geld und Macht gewinnen und die Verlierer auf dem Schlachtfeld liegen bleiben. Um Teufel in Menschengestalt geht es beim sehr irdischen "Höllentor". Mit diesem ist nicht etwa ein Dimensionstor gemeint, sondern jede Art von Tür, hinter der sexueller Missbrauch stattfindet. Dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt, wird im Wandel der Erzählperspektive deutlich gemacht. Während es am Anfang noch aus der Sicht einer einzelnen Person erzählt wird, sind es am Ende viele, die von ihren Narben und stummen Schreien berichten. Die "Königin der Nacht" ist der innere Dämon, gegen den immer wieder gekämpft werden muss. Textlich gibt es einige Ähnlichkeiten zu "Insomnia", auch wenn es thematisch in eine andere Richtung geht. Nach so vielen düsteren Texten folgt mit "Mein Licht" ein wahrer Lichtblick in Form einer unsterblichen Liebe, die Kraft und Halt bis zum Ende gibt. Diese Ballade bildet auch musikalisch einen Kontrast zu den vorangegangenen Liedern. Sie wirkt durch die sanfteren Töne wie ein Ruhepol und zeigt auf, dass bei all den Schatten auch immer eine Lichtquelle vorhanden ist, man darf nur nicht aufhören, danach zu suchen. Beim abschließenden "Maskenball" wird man dazu aufgefordert, sein wahres Ich zu zeigen, statt sich mit einer Maske anzupassen. Durch den kraftvollen Sound ist es so ein sehr gelungener Abschluss geworden, der gleichzeitig wieder Lust macht, das Album direkt noch einmal zu hören.

"Durch die Schatten" führt tatsächlich durch viele Schattenseiten des Lebens, ohne dabei entmutigen zu wollen. Vera Lux machen auf Dinge aufmerksam, die unangenehm sind, gleichzeitig viele Menschen betreffen und die sehr viele auch nachempfinden können. Simon Michael hätte als Produzent nicht besser gewählt werden können. "Durch die Schatten" erinnert nämlich durchaus an "Engelskrieger" seiner eigenen Band Subway to Sally. Auch dort sind Themen besungen worden, die man nicht alltäglich in Liedern hört und die aus der eigenen Wohlfühlzone wegführen. Vera Lux machen das aber mit eigenen Ideen und in ihrem eigenen Stil. Tontechnisch gibt es keinerlei Mängel, dieses Ziel wurde erreicht und die Erwartungen sogar noch übertroffen. Das Layout von Christian Brauner und das Cover-Artwork von Malte Eckhoff fangen die Stimmung des Albums ebenfalls sehr gut ein und diese Punkte, zusammen mit den Texten im Booklet, sollten ermutigen, auch weiterhin CDs zu kaufen und die Musik nicht nur zu streamen.

Mein Fazit: Vera Lux haben mit "Durch die Schatten" ein Folk-Metal Album veröffentlicht, das schon jetzt einen Platz in den Top 10 des Jahres in diesem Genre für sich beansprucht. Epischer Sound, eingehende Texte und die kraftvolle Stimme von Frontfrau Inara sind die Zutaten, die "Durch die Schatten" hervorheben. Dass Simon Michael bei so vielen Bands als Produzent dazu geholt wird, wundert mittlerweile niemanden mehr, denn sein Name ist ein Qualitätssiegel für gutes Soundergebnis. Einzig die Spielzeit von knapp 35 Minuten könnte ich als Kritikpunkt nennen, denn die Zeit ist einfach viel zu schnell vorbei. Dafür fesselt die Musik allerdings so stark, dass man es einfach immer wieder anhören möchte. Bei einigen Themen könnte es allerdings sein, dass Menschen mit psychischen Problemen oder traumatischen Erlebnissen getriggert werden könnten, wie zum Beispiel bei "Höllenloch". Meine Besprechung der einzelnen Lieder sollte euch da aber vorwarnen. Meine Anspieltipps sind die beiden Singles "Insomnia" und "Himmelhoch", zu denen ich oben die Videos verlinkt habe. Fans von Folk-Metal sollten das Album auf jeden Fall in ihre Playlisten einfügen und fleißig streamen oder wie ich die CD kaufen und neben der Musik auch noch das Artwork genießen.


[Bild: bewertung5.png]