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[Mittelalter / Mittelalterrock] Vermaledeyt - Heimkehr (2024) - Druckversion

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[Mittelalter / Mittelalterrock] Vermaledeyt - Heimkehr (2024) - Tommy2Rock - 31.10.2024

[Bild: vermaledeytheimkehr.jpg]


Release: 15. November 2024
Physikalischer Vertrieb: HOFA media


Tracklist:
01. Heimkehr
02. Tri Martolod
03. Vem kan segla
04. Mirie it is
05. Tanz mit dem Tod
06. Fear a' Bhàta


Nach zehnjähriger Pause melden sich Vermaledeyt mit "Heimkehr" zurück und feiern am 14. Dezember 2024 ihre Reunion mit einem Konzert im Kaminwerk Memmingen. Wie es sich anfühlt, nach so einer langen Pause wieder zurück zu sein, beschreiben Vermaledeyt selbst am besten. "Diese "Heimkehr" bedeutet uns sehr viel - wieder als Musiker auf der Bühne zu stehen, wieder ein Teil der Mittelalterszene zu sein; das hat uns in den vergangenen Jahren wirklich gefehlt. Denn: Einmal ein Spielmann, immer ein Spielmann".


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Vermaledeyt sind:
CD:
Vivianne von der Saar: Gesang, Cello, Nyckelharpa & Harfe
Johann Lästerzunge: Gesang, Bouzouki & E-Gitarre
Basileus von Berg: Sackpfeifen, Schalmeien, Flöten, Gitarre, E-Bass, Uilleann Pipes & Background-Gesang
Arras Schelter: Dudelsack
Thomas Galgenvogel: Dudelsack
Jean der Franzose: Percussion & Drehleier
Simon Donnerschlag: Schlagzeug
Live:
Vivianne von der Saar: Gesang, Cello
Johann Lästerzunge: Gesang, Bouzouki
Basileus von Berg: Dudelsäcke, Schalmeien, Flöten, Gitarre, Background Gesang
Arras Schelter: Dudelsäcke, Schalmeien, Flöte
Thomas Galgenvogel: Dudelsack
Max Schlagsaite: E-Gitarre
Jean der Franzose: Schlagzeug, Percussion


Nach zehn Jahren Pause haben Vermaledeyt nicht nur ihre Reunion der Band angekündigt, sondern auch neue Musik. Am 15. November 2024 wird die neue EP "Heimkehr" veröffentlicht, die in diesem Zusammenhang wohl keinen besseren Namen hätte bekommen können. Los geht es mit "Wieder vereint", einem flotten Mittelalterrocksong. Auffällig ist dort sofort die E-Gitarre, die im Studio von Johann Lästerzunge eingespielt worden ist. Live wird es das neue Mitglied Max Schlagsaite übernehmen. Der Text ist sowohl ein Blick zurück, als auch in die Zukunft. "Tri Martolod"ist ein bekanntes bretonisches Volkslied, das schon von vielen anderen Künstler:innen und Bands wie Leonea, Tri Yann, Nolwenn Leroy und Santiano aufgenommen worden ist. Trotz dieser Tatsache klingt die Version des Liedes alles andere als angestaubt. Schon der  Anfang, bei dem die Melodie von Jean auf der Drehleier gespielt wird, klingt fantastisch. Während Vivianne als Leadstimme, begleitet vom männlichen Chor, die Hörer:innen verzaubert, baut sich die Melodie immer weiter auf, bis am Ende auch die Dudelsäcke erklingen. Wer Vermaledeyt schon vor der Pause begleitet hat, wird hier den nahtlosen Übergang zwischen den älteren Alben und der EP erkennen. Schon da haben Vermaledeyt jedem traditionellen Lied ihren eigenen Stil verpasst. Ruhiger wird es dann mit "Vem kan segla", ein schwedisches Volkslied mit dem Originaltitel "Vem kan segla förutan vind?". Cello und Nyckelharpa sind die im Vordergrund stehenden melodietragenden Instrumente dieses Stückes und geben dem Lied eine wehmütige und gleichzeitig sehr schöne Atmosphäre. Vivianne und Johann ergänzen sich wie schon früher hervorragend. Der betrunkene Seemannschor zum Ende des Liedes wurde sehr authentisch um drei Uhr morgens und unter dem Einfluss von Alkohol aufgenommen. 

"Mirie it is" das oft unter dem Namen "Mirie it is while summer ilast" gespielt wird, ist ein mittelenglisches Lied aus dem 13. Jahrhundert. Die Sehnsucht nach wärmeren Tagen wird besungen, während die kältere Jahreszeit immer näher rückt. Die Umsetzung des Liedes erinnert vom Stil her sehr an die "Relikt" Zeiten der Band, was durchweg positiv gemeint ist, da "Relikt" von vielen als das bis dato beste Vermaledeyt Album angesehen wird. Während man vom Text her ein eher schwermütiges Lied erwarten könnte, haben Vermaledeyt eine sehr tanzbare Mittelalterversion daraus gemacht. Mitsingen könnte aufgrund der altenglischen Sprache etwas schwierig werden, zum Glück finden sich aber auch genug Beispiele für die Aussprache im Internet, so dass man für Konzerte vorab üben kann. Einen anderen Weg gehen Vermaledeyt bei "Tanz mit dem Tod", denn dort kombinieren sie ein eigenes Lied mit der bekannten Melodie des "Saltatio Mortis" - dem Totentanz. Johann erzählt singend die Geschichte vom schwarzen Tod und einem Pfeifer, der in einer Taverne Schutz sucht und den "Tanz mit  dem Tod" spielt. Nach einer durchzechten Nacht wird er für tot gehalten und ins Pestgrab gebracht, wo er aufwacht und erneut die Melodie spielt, erleichtert von der Tatsache, nicht lebendig begraben worden zu sein. Während die Strophen sehr ruhig sind, wird der "Saltatio Mortis" als Intermezzo fulminant mit Säcken, Schlagwerk und Drehleier eingespielt. Die E-Gitarre dürfte hier ruhig mehr als nur einleitendes Instrument des Intermezzos sein, denn es würde dem Ganzen noch etwas mehr Kontrast zu den Strophen geben. Zur letzten Strophe gibt es dann noch passend zur besungenen Messe ein paar Orgelklänge, die den Gesang begleiten. Den zu frühen Abschluss - über irgendwas muss man als Kritiker Kritik äußern - macht dann "Fear a' Bhàta", ein schottisch-gälisches Lied aus dem 18. Jahrhundert. Das Lied handelt von der trauernden Frau eines Seemanns, der von einer Seefahrt nicht heimgekehrt ist. Viviannes Aussprache ist im Vergleich mit anderen Versionen sehr gut und sie bringt das Gefühl des Liedes sehr authentisch rüber. Das Lied ist das erste Lied von Vermaledeyt, das komplett ohne Percussion aufgenommen worden ist. Die Uilleann Pipe, die in "Fear a' Bhàta" zum ersten Mal bei Vermaldeyt zu hören ist, wird in Zukunft hoffentlich öfter bei Balladen zum Einsatz kommen.

Damit die "Heimkehr" ein Erfolg wird, haben sich Vermaledeyt keinen geringeren als Simon Michael (Subway to Sally) an Bord geholt, der die Lieder in den Great Hall Music Studios abgemischt hat. Das Mastering erfolgte durch Christoph Beyerlein im Seperate Sound Studio. Beide haben sehr gute Arbeit geleistet, denn die Aufnahmen klingen hervorragend. Das zum Thema Heimkehr sehr passende Artwork der EP stammt von Fabian Leiße.


Mein Fazit: Dass Vermaledeyt zehn Jahre lang pausiert haben, möchte man beim Anhören der EP gar nicht glauben. Die Freude wieder Musik zu machen ist jedem Lied anzuhören und die Vielseitigkeit, mit der sich die Band auf "Heimkehr" präsentiert, ist erstaunlich. Wie man es von Vermaledeyt kennt, wechseln sich eigene Stücke mit traditionellen Liedern ab, wobei jedes Lied eine persönliche Note verabreicht bekommt. Der typische Vermaledeyt Sound der vergangenen Alben ist für Fans sofort hörbar und man hat das Gefühl nach Hause zu kommen, da die Band durch ihre Pause eine große Lücke in der Mittelalterszene hinterlassen hat, die sie nun selbst wieder füllen. "Heimkehr" ist aber nicht nur eine Rückkehr zu bekannten Klängen. Die E-Gitarre bringt frischen Wind in den Sound und darf gern noch etwas präsenter werden. Da es sich um eine EP und keinen Longplayer handelt, sind die knapp 24 Minuten Spielzeit verständlich, gefühlt aber viel zu kurz. Allerdings haben andere Bands auch schon Alben veröffentlicht, die nur gering über diese Dauer hinaus gingen. Ich bin mir sicher, dass Vermaledeyt mit "Heimkehr" ältere Fans begeistern und noch eine Menge neuer Fans dazu bekommen werden. Wer vor dem Release am 15. November hineinhören möchte, hat mit "Wieder vereint", "Vem kan segla", "Tri Martolod" und "Fear a' Bhàta" schon vier Songs zur Auswahl, die überall gestreamt werden können. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung für alle Musikliebhaber, die in der Mittelalterszene unterwegs sind, am besten bei einem Livetermin direkt bei der Band selbst.

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