[Erzählung / Mittelalter] Corvus Corax - Die Maske des Roten Todes (2021)
#1
[Bild: corvuscoraxrotertod.jpg]


Release: 16. April 2021
Label: Behßmokum Records (Tonpool)


Tracklist:
01. Erzählung vom Roten Tod
02. Einzug ins Refugium (Text)
03. Das schwarze Zimmer (Text)
04. Der Maskenball
05. Der Rote Tod schreitet durch das Refugium
06. Die Herrschaft des Roten Todes (Text)
07. Die Geißler in der Kapelle
08. Die Veitztänzer von Corvus Corax
09. Feiste Swîn und roter Wîn
10. Der Rote Tod
11. Einzug ins Refugium
12. Das schwarze Zimmer
13. Maskentanz
14. Hymnus des Roten Todes
15. Die Herrschaft des Roten Todes
16. Luzifer ist böß' Geselle (Geißlerlied)


Mit mittelalterlichen Instrumenten und atmosphärischen Sounddesigns lassen Corvus Corax Edgar Allan Poes „Die Maske des roten Todes“ mit Worten und Musik in unseren Ohren erklingen. Kenner der Geschichte der mittelalterlichen Musikszene in Deutschland wissen es: Bereits 1993 wurde diese Erzählung von Feeling B. (eines der Vorgängerprojekte von Rammstein) als Mittelalterrock zum Leben erweckt – und auch damals waren Corvus Corax im Hintergrund als Ideengeber beteiligt. In den vergangenen Monaten, knapp 30 Jahre später, entstand nun die Idee, eine neue, pandemieinspirierte Version dieser Vertonung zu initiieren und die tristen Pandemiezeiten mit der blutrünstigen und brachialen Geschichte von 1842 zu konterkarieren. Mit Dudelsäcken, Schalmeien, Trommeln und allerlei weiterem historischen Instrumentarium liefern Corvus Corax das historische Klangbild zu der auf die Pest anspielenden Erzählung, die von 1347-1351 in Europa wütete. Gelesen von Castus Karsten Liehm und produziert im bandeigenen Studio ist dieses von Horror und Blut getränkte Werk ein einzigartiges Kreativprojekt der Pandemie. In der Hoffnung auf eine baldige Wiederbelebung der Kultur und damit auch der Konzertmöglichkeiten endet die nun neu adaptierte Version der „Maske des roten Todes“ mit einem ekstatischen Konzert nach dem Ende der Pandemie. Es lebe die Kultur, es lebe die Musik: Venus, Vina, Musica!(Quelle: Pressetext)


Homepage
Facebook
Amazon*
Labelshop



Corvus Corax sind:
Castus Rabensang: Gesang, Dudelsack, Binioù, Schalmei, Bombarde, Cister, Trumscheit, Drehleier & Erzähler
Norri der Drescher: Schlagwerk
Hatz: Schlagwerk
Micha, der Frick:
Basscitole
Victor: Dudelsack
Vit: Dudelsack, Schalmei &
Zink
Xandru: Dudelsack

Gast:
Arno Jochem de La Rosée: Cello


Eine Geschichte, die davor warnt, dass man eine Krankheit nicht durch Ignoranz oder eine Flucht bekämpfen kann? Fast könnte man meinen, dass Corvus Corax eine neue und aktuelle Geschichte vertont hätten, doch dem ist nicht so. Bereits 1842 schrieb Edgar Allan Poe seine Geschichte über den roten Tod. Er selbst hat Mutter und Ziehmutter an Tuberkulose verloren und auch andere Krankheiten wie Cholera waren zu seinen Lebzeiten weit verbreitet. Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass Corvus Corax in der Zeit der Coronapandemie auf diese Geschichte zurückgreifen, die bereits 1993 eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Erzählung übernimmt Castus Rabensang, dessen Stimme die Fans seit Jahren in ihren Bann zieht und die mit ihrem dunklen Klang geradezu perfekt für eine solch finstere Erzählung ist. Über die Handlung selbst möchte ich nicht viel schreiben, da sie zum einen nicht unbekannt ist und ich Ersthörern nichts wegnehmen möchte. Soviel sei verraten, auf ein gutes Ende sollte man nicht zu sehr hoffen, denn "unbeschränkt herrschte, über alles, mit Finsternis und Verwesung, der rote Tod". Doch selbst nach diesem schaurigen Zitat ist die Geschichte noch nicht vorbei. Hat man das Ende der Erzählung erreicht, warten noch 7 Lieder auf den Hörer, die man vorher als musikalische Untermalung hören konnte. So bekommt man, trotz der knappen 62 Minuten Laufzeit, noch 26 Minuten lang mittelalterliche Klänge mitgeliefert, die für sich schon Grund genug sind, diese CD in seine Corvus Corax Kollektion aufzunehmen. Sowohl die Erzählung als auch die Lieder wurden im eigenen Studio aufgenommen und anschließend von Thommy Hein in den Thommy Hein Studios Berlin abgemischt. Auch das Booklet und das Artwork der CD-Hülle und der CD selbst sind mehr als einen Blick wert und stimmen schon vor dem Einlegen der CD auf das Hörerlebnis ein. Einziges Manko, das aber zu keinem Punktabzug führen soll, ist die Hülle an sich. Ein schönes Digipack wäre passender gewesen und hätte bestimmt noch besser ausgesehen. Insgesamt bietet die CD für Hörbuch- und Musikliebhaber schaurig schöne Unterhaltung, mit atmosphärischer Musik, die in bester Klangqualität für sehr viel Freude sorgen wird.

Mein Fazit: Edgar Allan Poes Geschichte "Die Maske des roten Todes" passt so gut zu unserer Zeit wie kaum eine andere Geschichte. Eine Pandemie, die Angst und Schrecken verbreitet und ihrem Ausmaß nicht vorstellbar ist. Doch während wir uns eher gegenseitig zerfleischen und uns darum streiten, ob es einen wissenschaftlich nachgewiesenen Virus wirklich gibt, ist die Pandemie in der Erzählung nicht abzustreiten, hat sie neben dem Tod als endgültiges Ziel doch deutlich sichtbare Anzeichen. Castus erzählt diese alte Geschichte mit seiner charimatisch-fesselnden Stimme so atmosphärisch, dass man die beschriebenen Bilder vor dem geistigen Auge vorüberziehen sieht. Die musikalische Untermalung, die selbstverständlich von Corvus Corax selbst stammt, verstärkt die schaurige Stimmung noch um ein Vielfaches. Die CD selbst ist in zwei Abschnitte aufgeteilt, wie man auch auf der Rückseite der Hülle sehen kann. Zum einen gibt es die Erzählung, die mit Musik begleitet wird und danach bekommt man den kompletten Soundtrack zu hören, ohne das man sich auf die Texte konzentrieren braucht. Sollte Castus mal genug von der Musik haben, hat er spätestens mit seiner Erzählung hier bewiesen, dass einer Karriere als Sprecher nichts im Wege steht. Anstatt noch viel zu schreiben, empfehle ich lieber diese CD in die eigene Sammlung aufzunehmen, wenn man gute Hörbücher zu schätzen weiß und dazu gerne mittelalterliche Musik hört.

[Bild: bewertung5.png]
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste