22.04.2019, 09:52
Tracklist CD 1:
01. Prolog: Dies ist nicht die Geschichte
02. 1. Akt: Der Garten
03. 1. Akt: Lied vom Kreisel
04. 1. Akt: Der Marsch der Gefangenen
05. 1. Akt: Der Tod wird niemals müde
06. 1. Akt: Nur ein Traum
07. 1. Akt: Der Zug
08. 1. Akt: Wann gehen wir nach Hause
09. 1. Akt: Kleiner Schmetterling
10 .1. Akt: Die Kinder der toten Stadt
11. 2. Akt: Zehntausend
12. 2. Akt: Die Schule
13. 2. Akt: Immer noch derselbe Himmel
14. 2. Akt: Der Befehl
15. 2. Akt: Allein
16. 2. Akt: Eine Oper, für uns Kinder gemacht
17. 3. Akt: Präludium in C-Dur
18. 3. Akt: Der Fuchs, Teil 1
19. 3. Akt: Der Fuchs, Teil 2
20. 3. Akt: Liebe kann alles
Tracklist CD 2:
01. 3. Akt: Mein kleines Pferd aus Holz
02. 3. Akt: Der Fuchs, Teil 3
03. 4. Akt: Milch und Honig
04. 4. Akt: Liebe kann alles (Reprise)
05. 4. Akt: Diese Stadt ist ein Geschenk
06. 4. Akt: Küss mich jetzt
07. 4. Akt: Der Befehl (Reprise)
08. 4. Akt: Die Farben der Freiheit
09. 4. Akt: Tränen wisch ich später weg
10. 4. Akt- Die Kinder der toten Stadt (Reprise)
11. 5. Akt: Lied von den Geistern
12.:5. Akt- Willkommen
13. 5. Akt: Eine Oper für uns Kinder gemacht (Reprise)
14. 5. Akt: Der Fuchs, Letzter Teil
15. 5. Akt: Der Zug (Reprise)
16. Epilog: Ein Funke in der Dunkelheit
Bonus Lieder:
17. Michael Schulte - Allein
18. Jade Schulz - Tränen wisch ich später weg (Remix)
"Ein dringendes, ein forderndes, nicht einfaches Stück, das uns an keiner Stelle unterhalten will, sondern unentwegt dazu auffordert, das Grausame aus unserer Welt zu bannen. Am Besten sofort." Mit diesen Worten beschreibt Schirmherrin Iris Berben das Musikdrama "DIE KINDER DER TOTEN STADT". Vielmehr ist das Ziel des Projekts, dass Schülerinnen und Schüler einen intensiveren Zugang zum Thema Holocaust entwickeln. Unterrichtseinheiten in den Fächern Deutsch, Politik, Musik und Darstellendes Spiel sind möglich, auch in Kombination. Das Ziel kann sogar eine Schultheateraufführung sein.
"DIE KINDER DER TOTEN STADT" basiert auf die letzten Tage des jüdischen Komponisten Hans Krása und seiner Kinderoper "Brundibár". Diese musste er auf Befehl mit den Kindern im Konzentrationslager Theresienstadt aufführen. Man wollte der Welt zeigen, dass es gefangenen Juden gut geht und dies in einem Propagandafilm festhalten. Zu diesem Zweck wurde auch Theresienstadt selbst freundlicher gestaltet, damit ein positiveres Bild entsteht. Nach Fertigstellung dieses Films mit dem Titel "Theresienstadt („Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“)", der neben alltäglichen Situationen in Theresienstadt auch Szenen einer Aufführung von "Brundibár" enthält, wurden fast alle am Film Beteiligten ermordet. Auch Hans Krása selbst, der unmittelbar nach seiner Ankunft in Auschwitz als älterer Mann eingestuft worden ist und in der Gaskammer hingerichtet wurde. Auch wenn die Handlung von "Brundibár" nicht mit der Handlung der Kinderoper "Der Fuchs" übereinstimmt, wird dieser damit Respekt gezollt.
Website
Theateraufführungen im Papageno Musiktheater in Frankfurt
Video "Immer noch derselbe Himmel" - Peter Heppner & Jade Schulz
Video "Tränen wisch' ich später weg" - Jade Schulz
Autoren:
Sarah Kass: Projektleitung, pädagogisches Konzept
Lars Hesse: Musik
Thomas Auerswald: Text
Darsteller der Hörspiel- und Albumproduktion:
Jade Schulz: Hannah Michael Schulte: Albert
Peter Heppner: Der Komponist Iris Berben: Die Frau des Komponisten
Esther Bejarano: Die Pianistin Willi Hagemeier: Der Erzähler
Cornelia Schönwald: Die Lehrerin Nicole Frolov: Lea
Nils Dahl: Michael Lisa Kirchberg: Lisa
Marlene Kirchberg: Dana Hendrik Weßler: Benjamin
Paderborner Domchor Chor der Mädchenkantorei: Chor der Kinder
Ben Pleininger: 1. Freund Christian Frölich: 2. Freund
Christoph Brumby: 3. Freund Sarah Geburzi: 1. Mädchen
Lucia Geringswald: 2. Mädchen Jan Westphal: 1. Junge
Gereon Hartmann: 2. Junge
Musiker der Hörspiel- und Albumproduktion:
Lars Hesse: Piano, Flügel, Keyboards, Programming
David Janus: Gitarren
Ulrich Bannenberg: Gitarren und Schlagzeug
Maurice Stute: Gitarren
Simon Horn: Bass, Kontrabass
Igor Epstein: Solo-Violine
Anna Gertsel: Erste Violine
Eryu Feng: Zweite Violine
Fariza Mukhamediyarova: Viola
Ana Percevic: Cello
Michał Ciesielski: Saxofon, Klarinette
Dawid Lipka: Trompete
Marek Romanowski: Posaune, Flügelhorn
"Dies ist nicht die Geschichte über Kinder in Not. Auch wenn sie allein davon handelt." Mit diesen Worten endet der Monolog, der dem Hörer ein Gefühl dafür vermittelt, was ihn erwartet. So lernt man im 1. Akt nach und nach die Kinder kennen, um die es in dieser Erzählung geht. Sie betrachten auf ihre Art das Umfeld, das ihnen ein verhasstes Zuhause bietet. Spiele und ihre Vorstellungskraft helfen ihnen, den Alltag zu ertragen. Doch über jedem Augenblick schwebt die tödliche Gefahr, die von den Soldaten ausgeht, die in der toten Stadt stationiert sind. Sie sehen, wie ältere Gefangene zur Arbeit an einer Bahnlinie gezwungen werden und wie neue Gefangene eintreffen. Sie sehen aber auch was passiert, wenn jemand die Flucht versucht. Nicht der Einzelne wird bestraft, sondern ganze Gruppen, um den Gehorsam der anderen Gefangenen zu sichern und ihre Angst zu schüren. Der Befehl zur Ermordung wird erteilt, ohne dass man Zeuge der Ausführung wird. Während man diese Situationen zunächst aus wechselnder Sicht erlebt, da sie für einzelne Kinder entscheidend sind, treten Hannah und Albert immer mehr in den Vordergrund der Erzählung. Sie erzählt den anderen Kindern von einem Chor, der in der toten Stadt Musik macht und ermuntert sie dazu, diesen zu besuchen. Albert, der Hannah sehr mag, ist realistischer und betrachtet die Geschehnisse um sie herum mit immer größerer Sorge. Während man die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aus den Gesprächen der meisten Kinder und besonders bei Hannah heraushört, sorgt der Erzähler dafür, dass der Hörer die grausame Realität hinter der toten Stadt erfährt.
Im Laufe des 2. Aktes bekommt der Komponist den Befehl, eine Kinderoper zu komponieren. Die tote Stadt soll renoviert und gefilmt werden und die Oper soll Teil dieses Films werden. Während der Komponist die Chance sieht, durch diese Oper auf die Kinder und ihre Situation aufmerksam zu machen, ist seine Frau besorgt. Sie erahnt eine List, die für niemanden gut enden wird. Die Kinder erfahren von der Kinderoper und teilen die Hoffnung des Komponisten. Der 3. Akt dreht sich hauptsächlich um die Proben zur Kinderoper "Der Fuchs". Während Hannah und Albert sich in dieser Zeit verlieben, lernt man die Geschichte des kleinen Benjamins kennen und beginnt zu verstehen, weshalb er sich immer im Hintergrund aufhält.
Im finalen Akt rückt die Aufführung immer näher und viele erkennen, dass für den Film ein Trugbild erschaffen wird. Die Frage, was nach der Aufnahme des Films passiert, lastet schwer auf den Erwachsenen. Albert steht vor der Entscheidung, einen Fluchtversuch zu wagen oder bei Hannah zu bleiben, die durch ihre Verantwortung den Kindern gegenüber auf jeden Fall in der Stadt bleiben will. Selbst als sie erkennt, wie ernst die Lage ist, gibt sie den anderen Kindern weiter Hoffnung und baut ihre eigene weiter darauf auf, dass der Film für eine Verbesserung sorgen wird. Dieser wird ein Erfolg und noch während die Kinder sich darüber freuen, betreten Soldaten den mittlerweile geleerten Theatersaal. Durch den Erzähler erfährt man, das die Kinder zusammen mit ihrer Lehrerin, dem Komponisten und seiner Frau in einem Zug weggefahren werden und ermordet worden sind.
Mein Fazit: Nach dem ersten Anhören konnte ich meine Gefühle nicht richtig einordnen. Bedrückung, Trauer, Abscheu und die Angst, dass es nicht nur ein Blick in die Vergangenheit sein könnte - das alles hat "DIE KINDER DER TOTEN STADT" bei mir ausgelöst. Die Handlung geht unter die Haut. Sie muss sogar unter die Haut gehen. Wer ohne Gefühlsregung zuhört, hat entweder die Botschaft nicht verstanden, oder ignoriert die Tatsache, dass es nicht nur eine Geschichte ist, die sich jemand ausgedacht hat. Schon beim Anzünden der Kerze im Prolog und den folgenden Sätzen, die Willi Hagemeier mit seiner unglaublich charismatischen Stimme als Erzähler vorliest, bekommt man die erste Gänsehaut. Die Vorstellung der Kinder klingt zunächst unschuldig und verspielt. Die ständige Bedrohung durch Soldaten wird aber immer wieder deutlich und vor allem der Tod ist allgegenwärtig. Dass den Soldaten keine Stimme gegeben wird und alle Handlungen durch die Kinder und den Erzähler beschrieben werden, unterstreicht die Unmenschlichkeit und Grausamkeit, die von ihnen ausgeht. Gesichtslose Monster, die blind ihren Befehlen folgen und die keinerlei Mitleid zeigen. Gleichzeitig wird so eine hörbare und unüberwindbare Mauer zwischen den Gefangenen und den Soldaten gezogen. Während man als Hörer weiß, dass es kein glückliches Ende geben kann, sind die Kinder und besonders Hannah voller Hoffnung. Dieser Kontrast ist herzzerreißend und als Hörer entwickelt man ein Gefühl der Hilflosigkeit. Dass so eine dichte Atmosphäre entsteht, liegt aber nicht nur an der Handlung, sondern auch an der Leistung aller Beteiligten. Jade Schulz (Hannah) ist das helle Licht der Hoffnung, während Michael Schulte (Albert) die Situation realistisch und mit Angst betrachtet. Hendrik Weßler (Benjamin) nimmt in der Geschichte eine besondere Rolle ein, die sich bewusst eher im Hintergrund der einzelnen Szenen bewegt. Der 2018 verstorbene Willi Hagemeier ist als allwissender Erzähler für das Fortschreiten der Geschichte verantwortlich und gibt dem Hörer gleichzeitig Informationen, die den Kindern verwehrt blieben. Doch auch die kleinsten Rollen sind mit größter Sorgfalt besetzt worden. Am Ende ist es wie bei einem Puzzle, bei dem jedes Stück wichtig ist, um das Gesamtbild zu ergeben. Den Musikern ist es zu verdanken, dass dieses in den richtigen Klangfarben erstrahlt und die Mischung der vielen und kontrastreichen Stilmittel so tadellos ineinander greifen.
Dieses Projekt ist mutig und in unserer Zeit notwendiger denn je. Die Geschichte droht sich zu wiederholen und da ist es unablässig, dass wir uns an Vergangenes erinnern und uns das Grauen vor Augen halten, das durch Wegschauen und blinden Gehorsam möglich wurde. Sich so offen in einem Projekt gegen die rechte Gefahr zu stellen, ist nicht ungefährlich und verdient Respekt. Ich hoffe wirklich, dass Schulen dieses Projekt in den Unterricht aufnehmen. Vielleicht auch durch Eltern, die sich nicht scheuen, dieses Projekt an Schulen anzusprechen und für den Unterricht vorzuschlagen. Wer die Möglichkeit hat, eine der Theateraufführungen im Papageno Musiktheater in Frankfurt zu sehen, sollte diese nicht ungenutzt verstreichen lassen. Ich selbst bedaure sehr, dass ich diese Chance nicht haben werde. Abschließend gibt es nicht nur eine klare Kaufempfehlung, sondern auch die Aufforderung, dass man über "DIE KINDER DER TOTEN STADT" spricht und andere darauf aufmerksam macht. Deshalb gibt es neben der möglichen 5 Punkte zum ersten Mal die Sonderauszeichnung "Besonders Hörenswert".