[Deutschrock] Frei.Wild - Unsere Lieblingslieder (2019)
#1
[Bild: fwul.jpg]


Tracklist:
01. Im Ascheregen (Casper)
02. Schüsse in die Luft (KRAFTCLUB)
03. Schrei nach Liebe (Die Ärzte)
04. Wir waren hier (Jennifer Rostock)
05. Wir (K.I.Z.)
06. Ruby, Light & Dark (Rogers)
07. Still (Jupiter Jones)
08. Alles auf Rausch (Feine Sahne Fischfilet)
09. Zehn kleine Jägermeister (Die Toten Hosen)


Aus einem geplanten Album für Kinder ist ein Album mit den Lieblingsliedern der Südtiroler Band Frei.Wild geworden. Dass diese Ankündigung mit Ironie und Sarkasmus vollgepackt ist, merkt man spätestens dann, wenn man die Aussagen zum Album liest. "Die Hommage an die hier ausgewählten Künstler, die von Kritik und Medien in Deutschland als quasi unantastbar behandelt werden, verstehen wir auch als ein riesengroßes DANKESCHÖN! Danke, dass ihr uns gezeigt habt, was „Wahre Werte“ sind“. Danke, dass ihr uns lehrt, was „Rückgrat und Moral“ bedeuten. Danke, dass wir durch Euch nun wissen, wie man „mit dem Herzen fühlt und mit den Augen sieht.“  Danke, dass wir erfahren durften, dass man alles schaffen kann, wenn man nur „zusammen und vereint“ zueinander steht. Ihr seid unser „Sternenstaub“ „durch alle Gezeiten“ und erst ihr habt der Welt beigebracht, dass „kein Krieg für ewig ist“. Auch wenn die Auswahl der gecoverten Bands provokant wirkt, ist die Art, wie die Lieder von Frei.Wild neu eingespielt worden sind, alles andere als respektlos.


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Frei.Wild sind:
Philipp Burger: Gesang & 1. Gitarre
Jochen "Zegga" Gargitter: Bass
Jonas Notdurfter: Gitarre & 2. Stimme
Christian "Föhre" Forer: Schlagzeug


In der Musikszene heißt es, dass jede Band irgendwann einmal Coversongs spielt. Frei.Wild bilden da keine Ausnahme, denn "Unsere Lieblingslieder" ist vollgepackt mit bekannten Liedern anderer Bands. Wer nicht zu den Fans der Band gehört, wird erstmal in die lauten Chöre der Hater einstimmen, die sich darüber beschweren, wie Frei.Wild es wagen könne, Die Ärzte oder Die Toten Hosen zu covern. Musikalisch gesehen gibt es dafür jedenfalls keine Gründe. Frei.Wild spielen die Lieder nach, ohne eigene Elemente einzubauen oder eigene Texte einzubauen, die als Seitenhieb genutzt werden könnten. Damit ist "Unsere Lieblingslieder" schon einmal ein sehr gutes Deutschrock Album, das auch typisch für Frei.Wild sehr gut produziert worden ist. Ob man die Lieder mag, liegt vor allem am eigenen Musikgeschmack und ob man die Originale kennt. "Ruby, Light & Dark", "Zehn kleine Jägermeister" und "Schrei nach Liebe" funktionieren auch bei Frei.Wild sehr gut und wenn man sich nicht um den negativen Pressehype um die Band kümmert, verliert keine Lied an Aussagekraft.  Man sollte das Album als das sehen, was die Band daraus machen wollte. Eine Hommage mit frechem Grinsen in Richtung ihrer Kritiker, die Spaß machen soll und die sich selbst nicht zu ernst nimmt.

Mein Fazit: Frei.Wild haben mit "Unsere Lieblingslieder" gezeigt, dass sie nicht nur dicke Eier in der Hose haben, sondern auch mit viel Humor und einem Augenzwinkern mit Kritik an sich selbst herangehen können. Wenn man sich die Liste der Bands anschaut, die hier gecovert wird, weiß man nicht, ob man laut lachen soll, oder ob ein "Dürfen sie das?" nicht die bessere Reaktion ist. Fakt ist, dass man in allen Liedern den ausgestreckten Mittelfinger in Richtung ihrer Kritiker raushören kann. Mit "Schrei nach Liebe" nutzen sie eines der größten musikalischen Symbole gegen Rechtsradikalismus für sich, um die Vorwürfe der Kritiker, Frei.Wild seien selbst hochgradig rechts, zumindest abschwächen. Dass sie verstummen, damit wird die Band selbst nicht rechnen. Die Auswahl der Lieder zeigt jedenfalls, dass Frei.Wild nichts aus den vergangenen Jahren vergessen haben. Jennifer Rostock hat sich das Cover zum Beispiel durch den Boykottaufruf beim Echo verdient. Auch die anderen gecoverten Bands äußerten sich in der Vergangenheit sehr kritisch gegen Frei.Wild und genau das wird für viele Frei.Wild Fans auch einer der größten Kaufgründe sein. Frei.Wild feuern mit den eigenen Waffen ihrer Gegner zurück und covern die Lieder auch noch mit guter Laune. Eins haben die Südtiroler so jedenfalls erreicht: Ich selbst habe mich jetzt zum ersten mal mehr mit Künstlern wie Casper und K.I.Z. beschäftigt, die mich sonst so gar nicht interessieren. Damit erfüllt das Album auch noch irgendwie einen Lehrauftrag, den es gar nicht für sich beansprucht. Egal ob man Frei.Wild liebt oder hasst, die Lieder sind alle sehr gut gecovert und darauf kommt es bei Musik letztendlich an. Anspieltipps gebe ich hier mal nicht, denn die 9 Lieder sind schnell gehört und Fans werden es sowieso auch ungehört kaufen, was die Platzierungen in sämtlichen Verkaufscharts der üblichen Onlineportale beweisen.

[Bild: bewertung4_5.png]
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