14.11.2024, 17:03
Release: 15. November 2024
Label: Warner Records (Warner)
Tracklist:
01. From Zero (Intro)
02. The Emptiness Machine - Video
03. Cut The Bridge
04. Heavy Is The Crown - Video
05. Over Each Other - Video
06. Casualty
07. Overflow
08. Two Faced - Video
09. Stained
10. IGYEIH
11. Good Things Go
Über sieben Jahre nach ihrem letzten Album und dem Suizid ihres Sängers Chester Bennington melden sich Linkin Park mit "From Zero" zurück. Auf dem Album gibt es nicht nur neue Musik zu hören, denn Emily Armstrong steht nun neben Mike Shinoda als Leadstimme am Mikrofon. Schon beim ersten Liveauftritt konnte Emily die Linkin Park Fans von ihrer Stimme überzeugen und beweisen, dass sie als Nachfolgerin - nicht Ersatz - Chester Benningtons eine ausgezeichnete Wahl ist. Mit den Singles "The Emptiness Machine", "Heavy Is The Crown" und "Over Each Other" haben Linkin Park nicht nur an ihre bisherigen Erfolge nahtlos angeknüpft, denn "The Emptiness Machine" wurde zur ersten #1 Single in den deutschen Singlecharts in der Geschichte der Band. "From Zero" ist nicht nur eine Anspielung auf den Neustart, sondern auch an den ersten Bandnamen Xero, unter dem die Gründungsmitglieder auftraten, bevor zusammen mit Chester Bennington als Linkin Park der internationale Durchbruch gelang.
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Linkin Park sind:
Mike Shinoda: Gesang, Rap, Lead-Gitarre, Rhythmus-Gitarre, Keyboard, Klavier & Synthesizer
Emily Armstrong: Gesang
Brad Delson: Lead-Gitarre & Backing Vocals
Dave "Phoenix" Farrell: E-Bass & Backing Vocals
Joe Hahn: DJ & Backing Vocals
Colin Brittain: Schlagzeug
Das mit 22 Sekunden sehr kurze Intro startet mit einem Chor und endet mit einer Sprachaufnahme, in der kurz über den Albumnamen und seine doppelte Bedeutung gesprochen wird. Der erste vollwertige Song "The Emptiness Machine" kam vorab als erste von vier Singles heraus und hat gezeigt, dass Linkin Park nichts von dem eingebüßt haben, was sie vor ihrer langen Pause ausgemacht hat. Der Text geht unter die Haut und das Wechselspiel der Leadstimmen erinnert stark an die ersten Hits der Band. Mike beweist wieder einmal, dass er nicht nur als Rapper Skills besitzt und singt die erste Strophe allein. Im Chorus hört man dann erstmals Emilys Stimme, die vom ersten Ton an fesselt. Der Kontrast zwischen den Stimmen erinnert sofort an "Hybrid Theory" und "Meteora", auf denen Mike und Chester sehr ähnlich miteinander agiert haben. Wer sich vor der Pause beschwert hat, dass Linkin Park im Sound zu soft geworden sind, wird sich über die Rückkehr zu ihren Wurzeln freuen. Da wundert es auch niemanden mehr, dass genau dieser Song als erste Single veröffentlicht worden ist, um den Hype auf "From Zero" zu starten. Zurück zu den Wurzeln gilt auch für "Cut The Bridge", bei dem Effekte eher im Hintergrund zu hören sind und dafür ein Brett aus Gitarren und Drums die Basis für diesen Song bilden. Eigentlich gehen Linkin Park hier in zwei Richtungen. Zum Einen klingt er wie Songs aus der Zeit vor "Hybrid Theory" und dann doch nach "Minutes To Midnight", denn der Aufbau des Songs erinnert stark an "Bleed It Out". Die Strophen werden diesmal von Mike gerappt und Emily übernimmt den Chorus und wird dabei vom Chor ihrer Kollegen begleitet. Definitiv ein Song, bei dem Konzertbesucher laut mitsingen sollen. Bei "Cut The Bridge" darf Colin Brittain mit seinen Skills an den Drums glänzen. Dies fällt besonders ins Gewicht, da er ansonsten sehr im Hintergrund der Produktion steht und er eher wie Beiwerk wirkt.
Mit der zweiten vorab veröffentlichen Single "Heavy Is The Crown" geht es weiter, die auch als offizielle Hymne der League of Legends World Finals ausgewählt worden ist. Dort sind Linkin Park auch live aufgetreten und haben den Einmarsch der Finalisten musikalisch begleitet. Den Auftritt kann man sich bei YouTube anschauen. Fans der späteren Alben werden sich über die Fusion von Rock und elektronischen Elementen freuen, wobei der Rockanteil deutlich im Vordergrund steht. Spätestens hier werden auch die letzten Skeptiker von Emily den Hut vor ihr ziehen, wenn sie den "this is what you asked for" Scream hören werden, den Emily 17 Sekunden hält - eine Leistung, die von Chester Bennington bei "Given up" vorgelegt worden ist. "Over Each Other" ist die erste ruhige Nummer auf "From Zero" (wenn man das Intro mal außen vor lässt) und wird allein von Emilys Stimme getragen. Diese überzeugt durch eine Mischung aus sehr emotionalen und doch gefühlvollen Gesang. Das Video zur dritten Singleauskopplung des Albums unterstreicht mit seiner Geschichte und dem unerwarteten Ende die Emotionen sehr gut. Doch auch für sich erzeugt der Song nicht nur eine Gänsehaut beim Anhören. Am Ende gibt es eine kleine Einspielung, in der Mike sagt, Emily soll ihre Screaming Pants anziehen, die sie im nächsten Song auch definitiv nötig hat. "Casualty" beginnt nämlich mit Screams von Emily und eröffnet so den härtesten Song des Album. Auch Mike klingt ungewöhnlich aggressiv in seinem Part. Die harten Gitarren, die treibenden Drums und das höhere Tempo im Chorus eignen sich hervorragend für Circle Pits. Definitiv ein Song für Livecrowds, der ohne Effekte einfach mal aufs Maul haut. Dieser Biss im Sound ist seit "Meteora" vielen abgegangen, weshalb spätestens nach "Minutes To Midnight" viele Fans abgesprungen sind, die den alten Sound geliebt haben. Es ist Balsam für die Seele, dass Linkin Park auch in diesem Punkt wieder zu sich selbst zurückgefunden haben.
Direkt danach wird wieder viel Härte und Tempo aus dem Song raus genommen. "Overflow" ist eine Ballade, die sehr gut zum Album "The Hunting Party" gepasst hätte. Hier stehen eindeutig Effekte und Gesang im Vordergrund, denn die Gitarren sind hier kaum zu hören und werden erst zum Schluss hin präsenter. Zum Luft holen kommt der Song aber genau richtig und bringt auch ordentlich Abwechslung ins Album. In "Two Faced" vereinen sich die einzelnen Elemente wieder zu einer amtlichen Rocknummer. Hier gehen Linkin Park einen deutlichen Schritt zurück zu ihren Wurzeln, denn der Song könnte sich nahtlos in die Songlisten von "Hybrid Theory" und "Meteora" einreihen, da der Song Stilelemente aus beiden Alben enthält. Mike und Emily pushen sich hier gegenseitig zur Höchstleistung und als letzte Single vor dem Release haben Linkin Park allen Hatern, die meinen, Linkin Park würden wie eine andere Band klingen, einen musikalischen Maulkorb verpasst. Bei "Stained" scheint man nicht ganz einig gewesen zu sein, ob man nun eine reine Ballade oder einen weiteren Banger abliefern wollte. Herausgekommen ist eine Mischung aus beidem und die ist sehr gut gelungen. Erneut fesselt Emilys Stimme im Chorus und der Flow von Mike in seinen Parts ist einfach genial. Ungebremst und mit ordentlich Druck im Sound geht es mit "IGYEIH" (I Gave You Everything I Had) weiter, der thematisch da weiter macht, wo "The Emptiness Machine" aufgehört hat. Wer sich gerade von einem narzisstischen Menschen getrennt hat, wird diesen Song fühlen und noch eine Stufe lauter stellen. Der Downpart baut sich langsam auf und würde man das bekannte "Shut up when I'm talking to you" von Chester neben Emilys "From now on I don't need you" stellen, würde es sich perfekt verbinden. "Good Things Go" ist nicht nur nur eine epische Ballade, sondern auch ein passender Titel zum Abschluss des Albums. Linkin Park haben zum Ende noch einmal alle Stärken des Albums vereint und produktionstechnisch auch nochmal alles in den Song gepackt, damit man das Album direkt wieder hören möchte. Da ist es wohl kein Zufall, dass am Ende eine perfekte Brücke zum Intro zu hören ist und man im Repeatmodus quasi gar nicht bemerkt, dass man wieder bei Null, also "From Zero" angefangen hat und im nächsten Loop ist.
Da das Album gewohnt auf höchstem Niveau produziert worden ist, braucht man sich über den Sound gar keine Gedanken machen. Anlage aufdrehen und den Rest erledigen Linkin Park von allein. Beim Cover des Albums bin ich mir selbst nicht sicher, was ich davon halten soll. Da es wie eine Anspielung auf die Symbionten Venom und Carnage aus Spider-Man wirkt, könnte es durchaus als der Übergang zwischen der Vergangenheit und Zukunft interpretiert werden. Die schwarze Trauerphase der Band wird vom neuen Farbklang von Emilys Stimme mit neuem Leben gefüllt und die Symbiose aus diesen beiden Faktoren ergibt den Sound von "From Zero".
Mein Fazit: Linkin Park melden sich mit einem absoluten Banger als Album zurück, das schon vor dem Release ein kommerzieller Erfolg ist. Die Views der einzelnen Singles bei YouTube allein beweisen schon, wie Fans die neuen Songs feiern. Die Tracklist offenbart ein Highlight nach dem anderen, wobei man sich das Intro hätte sparen können. Es bringt keinen Mehrwert und ein weiterer Song hätte auch der sehr kurzen Laufzeit von knapp 32 Minuten sehr gut getan, was einen der wenigen Kritikpunkte darstellt. Das Best of Album "Papercuts" war als Abschluss der Chester Bennington Era eine sehr gute Wahl. Natürlich schmerzt der endgültige Abschied von Chester immer noch und das darf er auch. Immerhin hat seine Stimme Millionen Menschen Kraft und Hoffnung gegeben.Die Wahl, eine weiblichen Stimme die Chance zu geben, seine Nachfolge anzutreten, ist meiner Meinung nach aber die richtige gewesen. "From Zero" ist der Beginn der nächsten Linkin Park Era und die Band dürfte noch sehr lange auf der Erfolgswelle von "From Zero" reiten. Wer nicht zu den Emily-Kritikern gehört, sollte sich das Album einfach im Ganzen gönnen. Die Videos als Einstieg sind genau der richtige Weg, um die letzten Stunden bis zum Release noch zu verkürzen. Danach bin ich mir sicher, dass die Server der Streamingdienste glühen werden.
Ist die Rückkehr gelungen? Definitiv. Geben Linkin Park etwas auf die Kommentare, die sich gegen Emily stellen und das Album ablehnen? Absolut nicht und gerade das Video zu "Two Faced" zeigt, dass sie es einfach nur genießen, wieder Musik zu machen. Genau dies sollten die Hörer:innen des Albums auch machen. Bleibt nur noch abzuwarten, welchen Platz das Album in den Albumcharts einnehmen wird. Nachdem "The Emptiness Machine" schon die erste Nummer Eins Single in Deutschland für Linkin Park geworden ist, stehen die Zeichen dort ebenfalls auf Kurs gen Chartsspitze.