31.03.2025, 13:02
![[Bild: talesoftinnef.jpg]](https://durchgehoert.de/images/reviews/talesoftinnef.jpg)
Release: 20. Juni 2024
Label: Eigenvertrieb
Tracklist:
01. Intro (feat. Thomas Kramer)
02. Unter uns'rer Flagge
03. Oh! Upps... naja
04. Keine Rippchen mehr
05. Klimperwerk
06. Der fahrende Händler
07. Aus den Augen, aus dem Sinn
08. Der Bierbär
09. Der schwarze Klabauter
10. Existenzjubiläumslied (Geburtstag kommt, Geburtstag geht)
11. Der letzte Tanz (ft. Mirjam Abramowski)
12. Fjorims Schlaflied
13. Der trunk'ne Spielmann
14. Piratenpoesie
Tales of Tinnef sind drei räudige Halunken, die Fortunas Segen hinterm Horizont suchen. Zwischen (Irish) Folk, Maritimem, Piratigem und Geselligem segeln Tales of Tinnef immer "unter uns'rer Flagge" und "hart am Rum". Stolz präsentieren wir unser zweites Album – wir dringen in neue, unbekannte Gefilde vor; hissen unseren Jolly Roger, verschütten Schnaps, bekommen nichts mehr zu beißen, musizieren und mahnen, treffen allerlei merkwürdiges Getier, feiern, tanzen und (versuchen zu) schlafen. (Quelle: Tales of Tinnef)
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Tales of Tinnef sind:
Käpt’n Middach (Michael Wieholt): Gitarre, Cajon, Irish Bouzouki & Gesang
The Longest Jan (Jan Stephan Dowe): Gitarre & Mandoline
Fjorim der Hüne (Tim dos Santos): Tin-Whistles (Pennywhistle, Alto, Low-Whistle), Mundharmonika, Akkordeon & Fiddle
Gäste:
Thomas Kramer: Sprecher (Intro)
Mirjam Abramowski (Nathanael): Violine (Track 6, 9 & 11)
Tales of Tinnef stechen mit ihrem zweiten Studioalbum "Unter uns'rer Flagge" erneut in See und erzählen euch von ihren neuen Abenteuern. Eingeleitet wird das Album durch die charismatische Stimme von Thomas Kramer, den man unter anderem als den Sprecher von Aidan Quinn in der Hörspielreihe "Wayne McLair" kennt. Musikalisch geht es dann mit dem Titelsong los, der direkt für enorm gute Laune sorgt. Während man erfährt, was man unter der Flagge von Tales of Tinnef alles erwarten darf, steigert sich die Lust zu tanzen und einen ordentlichen Schluck Rum zu trinken stetig weiter. "Oh! Upps...naja" heißt es in mehreren Situationen, in der Alkohol lieber sofort getrunken wird, bevor er durch Missgeschicke ausläuft oder anderweitig verloren geht. Bei der Anhäufung dieser Missgeschicke würde es dann aber vielleicht doch auffallen, dass so nach und nach Vorräte verschwinden. Eine wilde Crew muss natürlich auch ordentlich essen, doch leider gibt es "Keine Rippchen mehr". Als wäre das nicht schlimm genug, sind auch noch andere Vorräte aufgebraucht. Während die Crew leidet, fängt man durch den Rhythmus an zu schunkeln. Ein mitleidendes "Ooooh.." sollte bei Konzerten dennoch ertönen. Schon Die Habenichtse wussten "Kupfer ist das neue Gold". Daher freuen sich auch Tales of Tinnef über Kupfermünzen als Hutgeld, wenn sie mit ihrem "Klimperwerk" für gute Laune und Unterhaltung sorgen. Bei so eingängigen Melodien und Texten dürften viele Münzen wie von allein den Besitzer wechseln. Mit "Der fahrende Händler" sind Tales of Tinnef auf dem Sampler der Spielleute gegen Rechts vertreten. Im Lied geht es darum, dass man sich nicht durch Hetze und falsche Werte in die Irre führen lassen, sondern stattdessen für Vielfalt und Toleranz einstehen soll. Ein paar geschickt eingebaute Seitenhiebe auf ein bekanntes Parteilogo zeigen auf, dass es schon immer Menschen gab, die mit Hass und Zwietracht gehandelt haben. Hier werden Tales of Tinnef zum ersten Mal von Mirjam Abramowski von Nathanael und ihrer Violine begleitet.
Gefühlvoll wird es dann bei "Aus den Augen, aus dem Sinn", denn dieses Sprichwort trifft eben nicht auf alles zu. Trotz der Liebe zur See wird die wahre Liebe daheim nicht vergessen und die Sehnsucht nach ihr wird im Text sehr deutlich. Wesentlich schneller präsentiert sich "Der Bierbär", bei dem kein Humpen voll bleiben sollte. Während man den Chorus laut mitsingen kann, wird dazwischen getrunken und neues Bier bestellt, damit man beim nächsten Chorus wieder anstoßen kann. Wer da keine gute Laune bekommt, braucht dringend ein Bier! Wo es um Seefahrten und Saufgelage geht, da muss auch eine düstere Geschichte erzählt werden. Auch wenn "Der schwarze Klabauter" am Ende nur Seemannsgarn ist, bauen Tales of Tinnef mit Unterstützung von Mirjam Abramowski dennoch eine unheimliche Atmosphäre auf, bei der man bereit ist, die Geschichte zu glauben. Wer zum Geburtstag ein Ständchen hören möchte, für den ist das "Existenzjubiläumslied" genau richtig. Hier kann man sich als Jubilant besingen lassen, während man sich ein kühles Getränk gönnt. Ruhiger und melancholischer wird "Der letzte Tanz" besungen. Der Glanz alter Zeiten wird besungen und, von Mirjam Abramowskis Violine begleitet, geisterhaft im Mondlicht getanzt.
"Fjorims Schlaflied" verrät, warum Fjorim nachts nicht schlafen kann. Während die meisten Lieder die Abenteuer der Seefahrt erzählen, geht es hier um Sorgen und Gedanken, die Fjorim durch den Kopf gehen. Es wird nicht wenige geben, die diese Situation aus dem eigenen Leben kennen werden und ein ähnliches Schlaflied singen könnten. Über "Der trunk'ne Spielmann" muss man eigentlich nicht viel erzählen. Die Melodie des "Drunken Sailor" ist bekannt und Situationen mit betrunkenen Spielmännern kennt man von vielen Märkten. Einige Strafen sind allerdings schon sehr Fis. Äh, ich meine natürlich fies. Zum Ende hin gibt es noch ein wenig "Piratenpoesie". Eine perfekte Gelegenheit, dem Gedicht zu lauschen und noch einen letzten Humpen zu leeren.
Wenn man sich "Unter uns'rer Flagge" anhört, mag man kaum glauben, dass das Album komplett selbst aus dem Hause Tales of Tinnef stammt. Die Aufnahmen, der Mix und das Mastering hat Jan Stephan Dowe übernommen und dabei hervorragende Arbeit geleistet, denn das Album muss sich vom Sound her hinter keiner großen Produktion verstecken. Die Gestaltung des Covers stammt von Tim dos Santos und obwohl es den Hinweis gibt, dass kein Exemplar der Gattung "Ursus Cervisia" geschädigt worden ist, sieht man dort ein Bild des Bierbären mit einem Dolch an den Mast genagelt. Thomas Kramer ist als Sprecher des Intros eine ausgezeichnete Wahl gewesen und Mirjam Abramowski verleiht den Liedern, in denen sie mit ihrer Violine zu hören ist, eine besondere Note.
Mein Fazit: Tales of Tinnef haben mit "Unter unsr'er Flagge" ein abwechslungsreiches Album erschaffen, bei dem man zwischen mitsingen, tanzen und der Lust auf den ein oder anderen Humpen hin und her wechselt. Dabei beweist das Trio auch, dass sie wahre Geschichtenerzähler sind und diese mit schönen Melodien verbinden können. Dies beweisen sie zum Beispiel bei "Fjorims Schlaflied" und "Der letzte Tanz". Während man bei Liedern wie "Unter uns'rer Flagge", "Klimperwerk" und "Der Bierbär" am liebsten in einer geselligen Runde feiern möchte, wird mit "Der fahrende Händler" auch ein politisches Statement gesetzt, ohne dabei aufdringlich oder belehrend zu wirken. Eine Stärke des Albums wird dabei sehr schnell deutlich. Jedes Lied wirkt so, als würde man gerade an einem Lagerfeuer oder in einer Taverne sitzen und der Band live zuhören. Der eigene Klang und Stil der Band sind ein weiterer Pluspunkt, wodurch sie sich aus der Masse an Bands hervorheben, die sich ähnlichen Themen widmen. "Unter uns'rer Flagge" macht auf jeden Fall Lust auf mehr von Tales of Tinnef. Als Anspieltipp empfehle ich "Unter uns'rer Flagge", "Der Bierbär" und "Der letzte Tanz". Da man das Album unter anderem auf bandcamp kostenlos streamen kann, ist reinhören zum Glück kein Problem und bei bandcamp kann man sich das Album auch direkt bestellen, wenn man die Musik mag.
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