28.02.2024, 14:04
Release: 01. März 2024
Label: Eigenvertrieb (Haggefugg GbR)
Tracklist:
01. Tanz und Gloria
02. Spieglein - Video
03. Märchenwald - Video
04. Mondschein
05. Kairos - Video
06. Totentanz
07. Sanduhr
08. Vagabund
19. Daheim - Video
10. Böses Spiel
11. Stoffwechsel
12. Wenn das Licht angeht
13. Schankmaid
Bonustracks:
14. Folle Jahre
15. Lasterkahn
16. Winternacht
„Tanz und Gloria“ thematisiert, wie wichtig es ist, in Auszeiten neue Kraft zu tanken und die geschenkte Lebenszeit zu nutzen. Besonders in einer Zeit, in der die Welt Kopf steht und soziale Medien sowie tägliche Hiobsbotschaften um unsere ungebremste Aufmerksamkeit ringen. Das Album reflektiert die Herausforderungen des täglichen Doom-Scrollings und die Notwendigkeit, Wege zu finden mit der Flut an Information und mit Emotion umzugehen. Es gilt Energie zu tanken, die es braucht, um dabei zu helfen, dieses Chaos Schritt für Schritt in Ordnung zu bringen. Die Stimmung des Wegs ist von einem bittersüßen Gefühl geprägt, das sich durch viele Stücke zieht. Mehrere Deutungsebenen bieten Raum zum Nachdenken oder Freidrehen nach Belieben. Insgesamt zeigt das Album die Vielseitigkeit und neu entdeckte Tiefe von Haggefugg, während es gleichzeitig zum Feiern und Tanzen einlädt. (Quelle: Pressetext)
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Livetermine - WIR SIND EINS TOUR 2024 mit Rauhbein:
14.03.24 Aschaffenburg / Colos-Saal
15.03.24 Münster / Sputnikhalle
16.03.24 Köln / Luxor
20.03.24 Hannover / Musikzentrum
21.03.24 Dresden / Club Puschkin
23.03.24 Rostock / M.A.U. Club
02.04.24 München / Backstage
03.04.24 Nürnberg / Hirsch
04.04.24 Stuttgart / Im Wizemann
05.04.24 Ulm / Roxy
10.04.24 Erfurt / From Hell
11.04.24 Oberhausen / Kulttempel
12.04.24 Hamburg / Logo
18.04.24 Bremen / Tower
19.04.24 Magdeburg / Factory
20.04.24 Flensburg / Roxy
25.04.24 Leipzig / Moritzbastei
26.04.24 Berlin / Lido
03.05.24 CH-Solothurn / Kofmehl
04.05.24 CH-Winterthur / Gaswerk
Haggefugg sind:
Yannik: Gesang
David: Dudelsack
Patrick: Dudelsack
Alex: Gitarre
Tim: Bass
Carsten: Schlagzeug
Gastmusikerin:
Fabis Tunes (Storm Seeker, Brisinga): Drehleier
Da Haggefugg bereits gute Erfahrungen mit Crowdfundings gemacht haben, wurde auch das dritte Album "Tanz und Gloria" erfolgreich durch ihre Fans teilfinanziert. Die Band bleibt ihrem Stil treu und präsentiert wieder handgemachten Mittelalterrock ohne Geschnörkel, dafür mit ordentlich Druck im Sound. Man wird im positivsten Sinne sofort an die wilderen Jahre von Bands wie In Extremo und Saltatio Mortis erinnert. In den Texten zeigen sich die Spielleute nachdenklicher und reifer, ohne Tanzbarkeit und Partytauglichkeit aus den Augen zu verlieren.
Den Anfang macht das Titellied "Tanz und Gloria", ein instrumentales Intro, bei dem Fabis Tunes an der Drehleier für eine Gänsehaut sorgt. Durch den schon epischen Sound baut sich der Song langsam auf. Am Ende erwartet man schon fast das Einzählen am Schlagzeug, weil der Gedanke, dieses Intro auf Konzerten hören zu wollen, sich sofort festsetzt. Mit einem Brett aus Schlagzeug, Gitarre, Bass und Dudelsäcken geht es mit "Spieglein" weiter. Die bekannte Frage aus Schneewittchen wird umgewandelt, um sich eine Bestätigung fürs eigene Ego zu holen. Den Spiegel drehen Haggefugg geschickt auf unsere Gesellschaft, die sich in sozialen Medien genauso verhält, wie die Figuren in den Strophen. Im "Märchenwald" erfährt man von bekannten Geschehnissen, allerdings aus einer anderen Perspektive, wodurch die bekannten Figuren auf einmal nicht mehr so heldenhaft erscheinen, wie man es aus den Erzählungen der Gebrüder Grimm kennt. So wird geschickt darauf hingewiesen, dass auch Siegerfiguren aus unseren Geschichtsbüchern durch die Ansicht der Historiker definiert werden und man jedes Ereignis auch durch die Augen der Verlierer betrachten kann und sollte. Von einer Begegnung im "Mondschein" handelt der nächste Song. Um welches weibliche Wesen der Nacht es sich genau handelt wird offen gelassen. Etwas verschnaufen kann man bei "Kairos", da hier ein wenig vom Tempo herausgenommen wird. Da der Chorus zum lauten Mitsingen einlädt, kann man nicht von einer Atempause reden. "Kairos" ist sowohl ein Gott der griechischen Mythologie, beschreibt als Begriff aber auch einen günstigen Moment für Entscheidungen, der ungenutzt durchaus negative Folgen haben kann.
Sterben müssen wir alle und so lädt uns der Schnitter zum "Totentanz" ein. Mit hohem Tempo und einer sehr eingängigen Melodie geht es diesmal vor allem darum, den Tod mit einer Livehymne zu begrüßen und ihn freudig entgegen zu treten, statt mit Bedauern auf das eigene Ende zu blicken. An siebter Stelle kommt mit "Sanduhr" die erste Ballade des Albums, bei der auch akustische Gitarrenklänge zu hören sind. Auch hier geht es um den Tod und das Verstreichen der eigenen Zeit in der namensgebenden Sanduhr. Anders als beim "Totentanz" klingt der Umgang mit dem Tod melancholischer. Man bekommt beim Hören eine Gänsehaut, die auch durch die hervorragende Leistung von Sänger Yannik hervorgerufen wird. Aus der Melancholie wird man aber schnell wieder herausgeholt, denn das E-Gitarrenintro von "Vagabund" macht direkt klar, dass die nächste Rocknummer ansteht. Aus der Ich-Perspektive wird die Geschichte des Vagabunden erzählt, die von seinen Erfahrungen und Erlebnissen handelt. "Daheim" ist eine der vorab veröffentlichten Singles. Eine Ode an die eigene Heimat, in die man immer wieder zurückkehren wird, egal wo man unterwegs ist und unabhängig davon wie lange es dauert. Jeder, der einen bestimmten Ort seine Heimat nennt wird das Gefühl kennen, das Haggefugg in "Daheim" vermitteln. Auch hier freut man sich beim Hören schon auf die gemeinsamen Chöre mit anderen Fans beim ein oder anderen Konzert. Beim nächsten Song geht es um ein "Böses Spiel", bei dem es wieder mehrere Möglichkeiten gibt, den Text zu deuten. Ist es ein Glücksspiel irgendwo in einem dunklen Hinterzimmer? Vieleicht die Art und Weise, wie die Mächtigen der Welt miteinander spielen und in der wir selbst auch als Einsatz dienen. Oder geht es um das alltägliche Spiel mit unserem Geld, dem wir alle ausgesetzt sind und aus dem wir nicht entkommen können? Haggefugg lassen es offen und überlassen es euch, eine eigene Interpretation des Textes zu finden.
Auch der Text von "Stoffwechsel" lässt Spielraum frei, wie man ihn verstehen kann. Selbstdarstellung ist aber das Hauptthema, bei dem man sich bestmöglich aussehen lässt, selbst wenn man diese Figur nur darstellt und nicht fühlt. Wer sich an Instagram erinnert fühlt, liegt mit diesem Gefühl nicht daneben. Einige Textstellen wie "mich umgeben Abertausend, doch plagt mich Einsamkeit" gehen eindeutig in Richtung dieser und ähnlicher Plattformen. Jeder hat schon einmal gemütliche Abende in Kneipen, Discotheken oder bei Konzerten verbracht, bis das Einschalten der kompletten Beleuchtung deutlich gemacht hat, dass der Abend sein Ende erreicht hat. In "Wenn das Licht angeht" befindet sich der Protagonist in der Nacht auf den Weg nach Hause und blickt dabei noch einmal auf diesen Abend zurück. Gleichzeitig freut er sich auf zu Hause und die Personen, die dort auf ihn warten. Dieses bittersüße Gefühl wird durch die Ballade perfekt eingefangen. Das letzte reguläre Lied des Albums bringt noch einmal ordentlich Schwung ins Spiel. In typischer Haggefugg Manier wird gefeiert und getrunken und wenn die "Schankmaid" den nächsten Humpen füllen soll, laden Haggefugg dazu ein, diese Aufforderung laut mitzusingen.
Als Bonus gibt es dann mit "Folle Jahre", "Lasterkahn" und "Winternacht" drei bisher digital erschienen Singles, die es zum ersten Mal auf eine CD geschafft haben und so auch mit in die physische Haggefuggsammlung wandern können. "Folle Jahre" ist ein Blick auf die vergangenen Jahre der Band, mit einem optimistischen Blick nach vorn. Auf dem "Lasterkahn" geht es feucht-fröhlich auf eine ungesteuerte Reise, bei der die Welt und der Alltag hinter sich gelassen wird und der nächste Met zum Leeren bereitsteht. Last but not least gibt es mit "Winternacht" noch einmal eine grandiose Ballade. Gedanklich noch im Sommer gefangen zu sein, während die erste Winternacht ansteht, kennt man als Marktgänger sehr gut. Die Gewissheit, dass diese kalte, trostlose Zeit durch den kommenden Frühling beendet wird, gibt Kraft und Hoffnung, um den Winter zu überstehen.
Nicht nur die Lieder machen "Tanz und Gloria" aus, denn auch das Artwork von David fängt das Gefühl des Albums perfekt ein. Düster und mit einigen Anspielungen an die Texte der Lieder ergibt sich so zusammen mit der Musk ein episches Gesamtwerk, das man als bisheriges Meisterwerk der Band bezeichnen kann. Die Aufnahmen klingen hervorragend und jedes Instrument wird bestmöglich in Szene gesetzt. Zusammen mit den Bonussongs und einer Gesamtspielzeit von knapp 56 Minuten wird jede Erwartung übertroffen und nicht nur Haggefuggfans sollten vom Sound mitgerissen werden.
Mein Fazit: Haggefugg haben sich mit ihren Alben "Metgefühl" und "Fass zum Teufel" den Ruf verdient, handgemachten, ehrlichen Mittelalterrock abzuliefern. Vielen Szenegrößen, von denen man diesen Sound kannte, gehen mittlerweile andere Wege. Umso erfrischender ist es, einfach mal wieder die Kombination aus Dudelsäcken, Bass, Gitarre, Schlagzeug und Gesang zu hören, anstatt bearbeiteter Lieder, die mehr mit Programmierung als mit Musik machen zu tun haben. Dass sich zu den 13 neuen Liedern auch noch die drei Singles gesellen, die es vorher nicht auf CD gab, freut mich ebenfalls sehr. Da die Singles von der Grundstimmung des Albums abweichen, macht es Sinn, diese als Bonustracks ans Ende zu stellen und nicht einfach in die Trackliste einzuordnen. "Tanz und Gloria" klingt nachdenklicher und sozialkritischer als seine Vorgänger, Haggefugg schaffen es aber nichtsdestotrotz Songs abzuliefern, die man abfeiern kann, da man Botschaften in den Texten sehen kann, aber eben nicht muss. Musikalisch bleiben sie ihrem Stil treu und werden daher neue und alte Fans gleichermaßen begeistern. Wer die Songs noch intensiver erleben möchte, sollte sich die Termine der "Wir sind eins" Tour anschauen und sich ein Ticket sichern. Wer ins Album reinhören möchte, macht dies am besten über die Videos zu den Singles "Märchenland", "Kairos", "Daheim" und "Spieglein", die eine perfekte Einsicht ins Album anbieten. Von meiner Seite gibt es eine klare Kaufempfehlung für alle Fans der Mittelalterrockszene. Wer auf handgemachten, deutschsprachigen Rock mit grandiosen Texten steht, sollte ebenfalls ins Album reinhören.