09.07.2019, 14:01
Tracklist:
01. Poesie
02. Lachen ist Revolte
03. Trabantenstadt
04. Wahnsinn
05. Einsamer Wolf
06. Nemo
Anderthalb Jahre nach dem das Liedermacherensemble den Beweis angetreten hat, dass Musik doch ein Hexenwerk sein kann, schwingen sich die Hamburger nun auf, die Poesie (zurück) zu bringen. Für die sechs Titel der neuen EP „Poesie“ hat Waldgeist sein musikalisches Spektrum teils perkussiv – z. B. in „Wahnsinn“ und „Trabantenstadt“ –, teils gesanglich – z. B. in „Poesie“ und „Nemo“ gezielt erweitert, greift aber auch auf die altbekannten, minimalistischen und oft verträumten Arrangements mit Ohrwurmgarantie des „Hexenwerks“ zurück. Textlich ist die Band pointierter geworden, betrachtet die Dinge mit etwas mehr Distanz, ohne dabei den Mittelfinger aus der Wunde zu nehmen oder den „Rotz“ zur Gänze zu verbannen. Ob Neuhörer oder „Waldgeist-Veteran“, vielfältig und an den Grenzen des Genres kratzend lädt dieses Poesie-Album ein, zu blättern, zu erinnern und sich für einen kurzen Moment darin zu verlieren. (Prosodia)
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Waldgeist-Kartell sind:
Micha: Gesang
Maddin: Gitarre
Daniel: Gitarre
sowie:
Charly: Gesang
Timo "Die MeschCat" Meschkat: Percussion
Aus Waldgeist ist mittlerweile Waldgeist-Kartell geworden. Die Unterschiede in der Band und zum Vorwerk "Hexenwerk" sind eine zweite Stimme und die Percussion. Charlys Stimme bietet einen wunderbaren Kontrast zu Michas Gesang. Gleichzeitig harmonieren die beiden Stimme perfekt zueinander. Die Percussion sorgt für mehr Schwung in den Liedern, ohne diese zu dominieren. Die Texte klingen reifer und sind nicht ganz so geradeheraus wie bei "Hexenwerk", haben aber durch Wortspielereien und geschickt geschriebenen Texten nichts von ihrer Aussagekraft verloren. Dass Waldgeist-Kartell hervorragende Liedermacher sind, beweisen sie in allen sechs Liedern. Dabei lässt sich die Band in keine Schublade stecken und bedient sich bei den verschiedensten Musikstilen. Auch wenn die Lieder mit einer angenehmen Leichtigkeit gespielt werden, sind sie in den Texten sozialkritisch und halten der Gesellschaft einen Spiegel vor. Zwar ist die EP mit sechs Liedern und gerade einmal 20 Minuten sehr kurz geraten, dennoch hat sie eine Menge zu bieten und richtet sich an alle Liebhaber von handgemachter deutscher Liedermacherkunst.
Mein Fazit: Waldgeist-Kartell machen konsequent weiter, wo "Hexenwerk" aufgehört hat. Die Weiterentwicklung und einige Veränderungen sind deutlich zu hören. Für den Klang der Band sind diese aber von Vorteil, denn die Lieder klingen abwechslungsreicher und wirken dynamischer. Auch wenn so eine breitere Masse an Hörern erreicht werden kann, sind Waldgeist-Kartell keine Mainstreamband, die nur so nebenbei beschallen möchte. Die Texte sind nicht ganz so hart ausgedrückt wie bei "Hexenwerk" und sind so auch etwa zugänglicher, scheuen sich aber nicht, Unangenehmes anzusprechen. Wer Liedermacher mag, darf hier ungehört zugreifen, für alle anderen empfehle ich "Lachen ist Revolte", "Trabantenstadt" und "Wahnsinn" als Anspieltipp.