30.05.2023, 18:40
Label: Prosodia
Release: 1. Juni 2023
Tracklist:
01. The Times They’re A’Changing ( Bob Dylan)
02. Folsom Prison Blues (Johnny Cash)
03. Green Fields Of France / Es Ist An Der Zeit (Eric Bogle / Hannes Wader)
04. Mother (Danzig)
05. White Rabbit (Jefferson Airplane)
06. Society (Eddie Vedder)
„Stories of a Century“ hat als Videoprojekt auf den Social-Media-Kanälen begonnen. Während der Corona-Zeit war es für Tír Saor zunächst ein Zeitvertreib und ein Weg, an Neuem zu arbeiten. Überhaupt zu arbeiten. Doch relativ schnell wurde klar: Man wollte mehr. Unter den Posts hagelte es die Frage, wann es unsere Versionen der Songs als CD geben würde. Die Community hat Tír Saor vor, während und nach den Lockdowns und seinen Folgen unterstützt und das Fortbestehen dieser Band mitgetragen. Da hat man dann auch mal Wünsche frei. Also ging das Ganze ins Studio. Im Stile Tír Saors interpretiert, präsentieren sie Coverversionen von sechs Meisterwerken der Musikgeschichte. Tír Saor möchten eine musikalische Brücke durch die wirklich wichtigen Themen unserer Zeit schlagen – und euch die Geschichten eines wirklich außergewöhnlichen Jahrhunderts erzählen. Der Bandname „Tír Saor“ ist dem alten Scots entliehen und bedeutet „freies Land“.(Quelle: Prosodia)
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Tír Saor sind:
Manuel Depryck: Gesang, Gitarre, Mandoline & Bódhran
Christian Rosué: Gesang, Gitarre & Percussions
Gastmusikeri:innen:
Michael Arzberger: Bass (Mother)
Florian Dassler: Gesang (Mother)
Florian Keller: Schlagzeug (Mother)
Stefan Poisl: Gitarre (Folsom Prison Blues)
Florian König: Nickelharpa (Green fields of France / Es ist an der Zeit)
Maria Aichinger: Gesang (White Rabbit)
Wenn ein Album entsteht, weil Fans vehement danach fragen und es über ein Crowdfunding auch noch erfolgreich finanzieren, sind die Erwartungen im Vorfeld sehr hoch angesetzt. Wenn man dann noch sieht, welche Lieder Tír Saor ausgewählt haben und welche legendären Künstler dahinter stehen, wird der Erwartungsdruck noch gesteigert. Los geht es direkt mit "The Times They’re A’Changing" von Bob Dylan, bei dem man sofort erkennt, dass Tír Saor die Lieder nicht einfach nachspielen, sondern auch auf ihre eigene Art arrangieren. Durch die tiefe Stimmlage von Manuel Depryck bekommt es außerdem ein eigenes Gefühl verliehen. Der "Folsom Prison Blues" liegt schon näher am Original von Johnny Cash. Die Blues-Gitarre sorgt für Gänsehaut und dafür, dass man diesen Klassiker laut aufgedreht hören möchte. An dritter Stelle folgt "Green Fields Of France / Es Ist An Der Zeit", das zwei Lieder mit der gleichen Melodie vereint und aktueller nicht sein könnte. Sowohl Eric Bogle als auch Hannes Wader sind bekannte und wichtige Texter von Antikriegsliedern. Bei uns wird Hannes Wader aufgrund der deutschen Texte bekannter sein, doch das Werk von Eric Bogle steht dem in nichts nach. Aufgenommen wurde das Lied am Morgen des Tages, als der Krieg in der Ukraine begann. Ein Zufall, der die Aufnahme wichtiger und emotionaler macht, als es ohnehin schon der Fall gewesen wäre. Rockiger geht es mit Danzigs "Mother" weiter. Manuel Depryck beweist hier, dass er neben sehr viel Gefühl auch eine Menge Kraft in der Stimme hat. Durchaus ein Grund beim nächsten Studioalbum darauf aufzubauen und mehr Rockelemente in die eigenen Lieder einfließen zu lassen. Bei "White Rabbit" ist mit Maria Aichinger eine weibliche Gaststimme zu hören, die im Duett mit Manuel Depryck wunderschön klingt. Den Abschluss macht "Society" von Eddie Vedder. Tír Saor spielen hier noch einmal alle Stärken aus und sorgen für ein hervorragendes Finale. Die knapp 24 Minuten Laufzeit wirken durch die Abwechslung der Stile und Umsetzung der Lieder um einiges kürzer. Ein klares Zeichen, dass Tír Saor bei "Stories of a Century" alles richtig gemacht haben. Es hinterlässt aber auch den Gedanken, dass man gern ein oder zwei Lieder mehr gehört hätte. Die Qualität der Aufnahmen lässt diesen Wunsch noch wachsen und ein Lob an Michael Arzberger von Studio 14 in Selb. Passend zum Titel ist auch das Artwork des Albums gestaltet. Jedes Lied wird wie in einem alten Zeitungsausschnitt kurz beschrieben, mit Ausnahme von "Society", bei dem es mehr wie ein altes Livestylemagazin wirkt.
Mein Fazit: Wenn wir in einigen Jahren auf den Corona Lockdown zurückblicken, vergessen wir hoffentlich nicht, dass es auch gute Dinge gab, die daraus entstanden sind. Tír Saors "Stories of a Century" gehört definitiv dazu. Durch den Support der Fangemeinde, der auch beim Crowdfunding der CD zum Erfolg geführt hat, ist diese CD möglich geworden. Die sechs Lieder sind alle wunderbar eingespielt worden und der Gesang von Manuel Depryck bringt sehr viel Gefühl in den Klang der Lieder ein. Auch wenn die Auswahl der Lieder auf den ersten Blick sehr wild wirkt, ergibt durch den eigenen Klang von Tír Saor ein sehr stimmiges Gesamtbild. Mein persönliches Highlight ist die Version von "Green Fields Of France / Es ist an der Zeit". Diese Kombination hätte nicht zu einem passenderen Zeitpunkt kommen können, wenn es auch tragisch ist, wie aktuell diese Lieder immer noch sind. Die CD ist mit sechs Liedern und einer Spielzeit von knapp 24 Minuten recht kurz, was durch die Qualität der Aufnahmen und der Coverversionen im Allgemeinen absolut ausgeglichen wird. Natürlich sind Alben, die nur aus Coversongs bestehen, stark vom eigenen Geschmack abhängig, was auch auf die einzelnen Lieder zutrifft. Wer rockigen Folk mag, der durch Elemente aus anderen Musikstilen ergänzt wird, sollte sich "Stories of a Century" auf jeden Fall anhören, um sein eigenes Urteil zu bilden. "Folsom Prison Blues", "Green Fields of France/Es Ist An Der Zeit" und "Mother" sind meine Anspieltipps.