Vor 5 Stunden
![[Bild: kbsta.jpg]](https://durchgehoert.de/images/reviews/kbsta.jpg)
Release: 04. Dezember 2025
Label: TIMEZONE Records
Tracklist:
01. The Village Of Moonfleet - Narration
02. The Light On The Bay
03. Have A Care
04. The Storm
05. Leave Her Johnny
06. Three Sea Captains
07. Isle Of Hope
08. Whip Jamboree
09. Fiddler's Green
10. The Silence We Pay
11. The Last Of The Great Whales
12. Excursion Around The Bay (Live)
13. Out On The Ocean & Rocking The Boat
14. Donegal Bay
15. Endeavour
16. South Australia (Live)
17. The Mermaid
18. What Does The Deep Sea Say
19. Seefahrt-Medley
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Die Kilkenny Band sind:
Julie Ann Cimino-Boyle: Gesang, Bodhrán, Banjolele & Akkordeon
Jascha Kemper: Gesang, Gitarre, Mandoline, Banjo & Whistles
Dennis Fehlauer: Gesang, Gitarre & Bass
Marc Joel "MJ" Schmitt: Fiddle, Gitarre & Backing Vocals
Gastmusiker*innen:
Shawn Hellmann: Gitarre & Backing Vocals
Stephan Niebler: Akkordeon & Backing Vocals
Matthias Schmitt: Gitarre & Backing Vocals
Matthias Lohmöller: Streichquartett
Fiona Cimino: Backing Vocals
Noemi Cimino: Backing Vocals
Mr. Hurley: Backing Vocals
"Stormy Seas Ahead" ist das siebte Studioalbum der Kilkenny Band, nach dem sie auch ihre aktuelle Kirchentour benannt haben. Wie immer setzen sie auf eine Mischung aus Balladen, Reels und Liedern, die zum Feiern einladen. Wer außer meiner Beschreibung noch Hintergründe über die Lieder erfahren möchte, der sollte sich das Album auf CD holen, da es im Booklet sehr viele Informationen gibt, die ich hier nicht einfach so verraten möchte.
Direkt zum Start zeigt das Folk-Quartett erneut, dass es bei der Songauswahl keine Scheuklappen trägt, denn die ersten vier Tracks stammen aus dem Chris de Burgh Album "Moonfleet and Other Stories". Dort geht es um John Trenchard und dem berühmt-berüchtigten Piraten Blackbeard. Die Einleitung zur Geschichte hat Julie eingesprochen. Auch wenn "The Village Of Moonfleet - Narration" mit einer Minute sehr kurz ist, schafft es die Kilkenny Band, die Hörer sofort in ihren Bann zu ziehen. "The Light Of The Bay", "Have A Care" und "The Storm" erzählen die Geschichte nahtlos weiter und mit jedem Lied wird das Tempo etwas angehoben. Julies Gesang bringt das Feeling der Lieder perfekt 'rüber und sorgt direkt zum Start für die eine oder andere Gänsehaut. Dass die Stimmen aller Bandmitglieder wunderschön harmonieren, hört man in diesen Liedern bereits heraus und das wird bei "Leave Her Johnny" dann endgültig bewiesen. Wer die Band schon länger hört, der weiß, dass dieser sehr beliebte Shanty bereits auf "We'll Find It Someday" zu hören war. Zu dieser Zeit war Julie aber noch kein Teil der Band und so hat man nun die Chance, die aktuelle Variante auch auf CD genießen zu dürfen. Das erste Instrumentalstück "Three Sea Captains" lädt zum Schunkeln und Tanzen ein. Hier zeigt die Kilkenny Band, dass sie ihre Instrumente perfekt beherrschen. Eigentlich besteht das Lied aus zwei Tunes. Während "Three Sea Captains" recht ruhig ist, wird es im zweiten Teil mit "The Mulligar Races" schneller und tanzbarer. Wer dann noch ruhig sitzen bleibt, hat keine Musik im Blut. Auch "The Mulligar Races" war bereits auf einem Album zu hören, denn auf "Roving" gibt es ein Set, bei dem es zusammen mit "The Cooley's Reel" und "The Dawn" zu hören war. Mit "Isle Of Hope" folgt die nächste sehr bekannte Ballade. Besungen wird Ellis Island, eine Insel im Hafengebiet des Hudson River, die lange Zeit als Anlaufstelle für Immigranten gedient hat. Als "Isle Of Hope" wurde sie bezeichnet, da sie die Hoffnung der irischen Auswanderer auf eine bessere Zukunft symbolisiert hat, während Irland als "Isle Of Home" als wahre Heimat im Herzen blieb.
Mit „Whip Jamboree“ steht ein weiterer beliebter Shanty an, bei dem man laut mitsingen kann. Der Enthusiasmus der Crew, den Heimathafen zu erreichen und die Reise erfolgreich abzuschließen, wird von der Melodie und dem energischen Gesang der Kilkenny Band sehr gut erfasst und macht sofort gute Laune. Ein wahrer Klassiker folgt mit „Fiddler's Green“ - ein Lied über das Paradies der Seeleute. Jascha ist hier nicht nur als Hauptstimme zu hören, er spielt auch die Mandoline mit einer Freude, die deutlich hörbar ist. Tragisch und zugleich sozialkritisch ist die Geschichte, die in „The Silence We Pay“ erzählt wird. Die ignorierte Warnung vor einem drohenden Deichbruch, führt zur unausweichlichen Katastrophe. Ähnliche Situationen, in denen die eigene Meinung über wichtigen Informationen und Fakten steht, führen auch heute immer wieder zu Unglücken, die man hätte verhindern können. „Last Of The Great Whales“ ist ein Beispiel dafür, dass es sich für Studioaufnahmen einiger Lieder lohnt, auf den richtigen Moment zu warten. Nach neun Jahren, in denen das Lied über das Walsterben nun schon im Programm der Kirchentouren ist, hat es nun den passenden Platz auf einem Album gefunden. Nach den ernsten Themen geht es mit einer Liveaufnahme von „Excursion Around The Bay“ weiter, die beim Tag der Niedersachsen in Osnabrück aufgenommen wurde. Die Energie und die Spielfreude überträgt sich hörbar auf das Publikum und sorgt auch bei den Hörern des Albums für gute Laune und dem Wunsch, laut mitzusingen. „Out On The Ocean / Rocking The Boat“ sorgt dafür, dass man direkt weiter tanzt. Die beiden Jigs ergänzen sich perfekt und man merkt erneut, wie viel Spielfreude in den Liedern steckt. Wer romantische Stücke mag, sollte bei „Donegal Bay“ nicht nur auf die Melodie, sondern auch auf den Text achten, denn es geht über Liebe, die über den Tod hinaus weiter besteht. Selbst wenn man nicht versteht, worum es in dem Lied geht, bekommt man durch den emotionalen Gesang von Julie eine Gänsehaut.
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©Jannes Stroeve
Von der Liebe zwischen zwei Menschen kommen wir nun zur Liebe einer Crew zu ihrem Schiff, die ebenfalls über den Tod hinaus gehen wird, sollte das Schiff irgendwann sinken. Auch hier bekommt man beim Hören immer wieder eine Gänsehaut, was allgemein beweist, wie gut die selbstgeschriebenen Balladen der Kilkenny Band sind. Die Liveaufnahme von „South Australia“ stammt vom Konzert in der Konzertdiele „Lauenhänger Bauernhaus“, bei der Jonas Röllecke von La Kejoca die Kilkenny Band an der Geige begleitet hat. Auch hier hört man wieder, dass die Konzertbesucher voll in der Musik aufgehen und begeistert mitsingen und -klatschen. "The Mermaid" ist ein Klassiker der Folkszene und handelt von einer Meerjungfrau, die den Untergang eines Schiffes vorhersagt. Diese schwungvolle Umsetzung macht schon in der Studioversion viel Spaß und man kann bereits ahnen, wie genial es klingen wird, wenn Fans den Chorus live mitsingen. Bei "What Does The Deep Sea Say" ist eher Schunkeln und Genießen angesagt. Faszinierend ist, wie oft das Arrangement der Instrumente innerhalb dieses Liedes wechselt, ohne das der Flow verloren geht. Zum abschließenden „Seefahrt-Medley“ verrate ich nicht viel, denn im Booklet wird man aufgefordert, selbst alle Lieder und Gäste herauszuhören. Die Auswahl der einzelnen Lieder ist jedenfalls sehr gut und die acht Minuten wirken deutlich kürzer, weil man immer wieder mitsingt oder sich einfach über bekannte Melodien freut.
Kommen wir zu ein paar technischen Daten, die natürlich nicht fehlen dürfen. Für den hervorragenden Klang des Albums ist Matthias Lohmöller vom DocMaKlang Studio verantwortlich, der den Endmix und das Mastering, sowie einige zusätzlichen Aufnahmen übernommen hat. Das Album ist als Mediabook erschienen und enthält neben vielen Hintergrundinformationen und allen Texten auch noch sehr schöne Fotos. Das Artwork stammt erneut von Ben Urban (Hygin-Graphix), der auch mit anderen Bands wie zum Beispiel Mr. Hurley & die Pulveraffen, Die Habenichtse, Versengold und Corvus Corax zusammengearbeitet hat. Die Fotos stammen von Manfred Pollert, Schnellzeichnerin, Julie Ann Cimino-Boyle und Yannick Bonnes – genaue Angaben findet ihr im Booklet. Das Zusammenspiel dieser Komponenten ergibt ein wunderschönes Gesamtbild, das Streamingdienste oder digitale Käufe einfach nicht vermitteln können. Wer das volle „Stormy Seas Ahead“ Feeling erleben möchte, kommt um die CD nicht herum.
Mein Fazit: Von einer verflixten Sieben kann hier wirklich nicht gesprochen werden, denn „Stormy Seas Ahead“ ist ein wunderschönes und abwechslungsreiches Album. Die Mischung aus Klassikern, eigenen Stücken und Liedern, die man nicht unbedingt auf einem Folkalbum erwartet hätte, weiß immer wieder zu überraschen. Die live aufgenommenen Lieder zeigen, dass die Band nicht nur im Studio hervorragend klingt und dass die Fans bei den Konzerten ein Teil der Performance sind. In Zeiten von KI-generierter Musik ein Album zu hören, das so viel Herz und Seele besitzt, ist an sich schon ein unschlagbares Argument für „Stormy Seas Ahead“.
Die Entscheidung, das Album als Mediabook zu veröffentlichen, gibt „Stormy Seas Ahead“ nicht nur einen edlen Look, denn es fühlt sich auch gut an das Album in den Händen zu halten. Im Booklet erhält man nicht nur Informationen zu den Hintergründen der Lieder, man bekommt auch einen Einblick, welche Bands als Inspiration gedient haben. Eine gute Gelegenheit, auch mal in die Musik dieser genannten Bands hinein zuhören. Meine Anpieltipps sind „Leave Her Johnny“, „The Silence We Pay“, „Excursion Around The Bay“ und das „Seefahrt-Medley“.


