09.01.2024, 20:16
Release: 13. Oktober 2023
Label: Pretty Noice Records
Tracklist:
01. Setzt die Segel feat. Timothy Abor
02. Nimmerland
03. Feenstaub feat. Johanna Krins
04. Immermeer feat. Marie Nicole Fust
05. Insel am Rande der Zeit
06. Phantom feat. Benni Cellini
07. Absturz
08. Westwind
09. Die Geister, die ich rief I
10. Pan
11. Krokodil
12. Die Geister, die ich rief II
13. Heimfahrt (CD Bonustrack)
"Auf ins Nimmerland" - Dazu laden die Nordrhein-Westfälischen Folk-Rocker von Mythemia mit ihrem dritten Studioalbum ein. Mythemia haben sich seit ihrem Debütalbum "Weltenwanderer" 2014 als fester Bestandteil der deutschen Folk-Szene etabliert. Mythemia waren bereits Support-Act von bekannten Szenegrößen wie Schandmaul oder Versengold und spielten zahlreiche Auftritte auf großen Szenefestivals wie dem Mittelalterlich Phantasie Spectaculum, Bassum Open Air, Sternenklang, Hayner Burgfest, Gamevention, oder dem Plague Noir. Auch die Feature-Gäste auf dem neuen Album, Benni Cellini - Letzte Instanz, Timothy Abor - Stormseeker, oder Johanna Krins von Delva zeigen, dass Mythemia viel Rückendeckung in der Szene genießen. Das neue Album ist definitiv das faMythecettenreichste ihres bisherigen Schaffens, wobei sie trotzdem ihren Wurzeln treu bleiben. Der Sound ist voller, die Produktion professioneller und das musikalische Repertoire ausgereifter, trotzdem erkennt man sofort den unverwechselbaren Mythemia-Sound. (Quelle: Pretty Noice Records)
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Mythemia sind:
Rodrigo Mansilla: Gesang
Thomas Pukrop: Geige & Gesang
Felix Tenten: Gitarre, Banjo & Akkordeon
Marc A. Brode: Bass & Gesang
Vivian Exler: Cello & Gesang
Cedric Sowade: Schlagzeug
Gastmusiker:innen:
Ben Schüttler & Dinah Bäcker: Verlorene Jungs und Mädchen Chor
Timothy Arbor (Storm Seeker): Gesang (Setz die Segel)
Johanna Krins (Delva): Gesang & Flöte (Feenstaub)
Marie Nicole Fust: Geige (Immermeer)
Benni Cellini (Letze Instanz): Cello (Phantom)
Fabi Kirschke: Drehleier & Flöte
Nadine Hendriks: “Die Geister, die ich rief” – Gesang
Marius Bornfleth: Percussion & weitere Instrumente
Manuel und Chris – Tír Saor: Gesang & Chorus
Nach "Weltenwanderer" und "Firmament" haben Mythemia im Oktober ihren dritten Longplayer "Nimmerland" veröffentlicht. Das Cover von Frank Att könnte nicht schöner auf das Thema einstimmen und auch im Booklet werden die Themen Peter Pan und die Reise im auf dem Cover abgebildeten Luftschiff grafisch dargestellt. Mit "Setzt die Segel" gibt es direkt den passenden Befehl, um die Luftschiffreise zu beginnen. Der Opener gibt dem Album direkt den richtigen Schwung, um Lust auf Meer und mehr zu bekommen. Timothy Arbor und Rodrigo Monsellar ergänzen sich stimmlich wirklich sehr gut und der unterschiedliche Stimmenklang erzeugt einen wunderbaren Kontrast. Mit dem Titelsong "Nimmerland" geht es weiter. Das Tempo wird leicht zurückgenommen, dafür beweisen Mythemia mal wieder, dass sie hervorragende Geschichtenerzähler sind. Beim schnelleren "Feenstaub" haben sich Mythemia Johanna Krins von Delva und (ehemals) Bannkreis als Zeitstimme dazugeholt. Das Duett macht von der Melodie her einfach nur gute Laune, erzählt dabei aber eine tragische Liebesgeschichte und lässt am Ende offen, wie die Geschichte ausgeht. "Nimmermehr" ist dann die erste richtige Ballade des Albums, bei der Marie Nicole Fust an der Geige für sehr viel Gefühl sorgt. Wer schon einmal einen schlimmen Verlust oder ein Trauma erlebt hat, wird den Text sehr intensiv spüren. Aber auch ohne eine eigene Vorgeschichte geht das Lied sehr unter die Haut. Zurück zu schnelleren Tönen geht es bei "Insel am Rande der Zeit", bei dem die Sehnsucht nach der Heimat und die Abenteuerlust bei einer großen Reise besungen werden. Die Stimmen von Tír Saor sorgen im Chorus für noch mehr Klangtiefe und wer die Band bisher nicht für sich entdeckt hat, sollte diese Hörprobe zum Anlass nehmen, dies zu ändern.
Mit den tiefen Klängen des Cellos von Benni Cellini wird schon deutlich, dass das "Phantom" eine Bedrohung darstellt, die mit einem Ritual gebändigt werden muss. Zum "Absturz" kommt es, weil der Captain im Suff immer noch glaubt, die Kontrolle über das Luftschiff zu haben. Statt auf das Flehen seiner Mannschaft zu hören, verlangt er nach mehr Rum und so kommt es, wie es kommen muss. Nach der Bruchlandung wird es wieder ruhiger und nachdenklicher, denn der "Westwind" bringt die Sehnsucht nach der Heimat und der in der Ferne lebenden großen Liebe. "Die Geister die ich rief" ist ein Zweiteiler, dessen erster Part sehr ruhig ist, mit dem atmosphärischen Gesang von Nadine Hendriks, bevor etwas Tempo aufgenommen wird und Bassist Marc den Gesang übernimmt. Part 1 erzählt vom Zufall, der immer wieder etwas Schönes hervorruft, mit dem man selbst auch nicht gerechnet hat. Wir springen vor zu Part 2, der erneut mit Nadine Hendriks Gesang beginnt. Hier wird der Zufall nicht bewundert, denn auch wenn er Dinge formt, so sind diese vergänglich und man steht machtlos daneben, wenn der Zahn der Zeit diese Dinge zerstört. Im Gegensatz zum restlichen Album klingen die beiden Teile weder fröhlich noch stilistisch ähnlich zum Rest des Albums.
Natürlich trifft man im Nimmerland auch auf Peter Pan. "Pan" handelt vom Wunsch, ein Kind zu bleiben und nicht in Pflichten und Regeln eingeengt zu werden. Bedrohlich klingend wird das "Krokodil" angekündigt und damit auch der ewige Kampf gegen die Zeit, den man nicht gewinnen kann. Der bedrückende Unterton des Liedes passt sehr zu diesem Szenario und weist so schon darauf hin, dass ein "heute nicht" nicht bedeutet, dass die Zeit schon morgen um sein könnte. Auch die "Heimfahrt" steht irgendwann an, der als Bonus Track auf der CD enthalten ist. Hier haben neben Mythemia auch noch viele andere Musiker ihren Teil zum Lied beigetragen, das während der Pandemie entstanden ist. Jede Band beziehungsweise alle beteiligten Musiker:innen haben einen eigenen Teil aufgenommen und an Mythemia geschickt. "Heimfahrt" ist das Endergebnis und ist zurecht auf dem Album gelandet, damit die Reise auch ein würdiges Ende hat.
Mein Fazit: Man sagt ja bekanntlich "Alle guten Dinge sind drei". Bei Mythemia ist es eher so, dass alle drei Dinge (in diesem Fall Studioalben), sehr gut geworden sind. "Nimmerland" ist im Prinzip ein Konzeptalbum, obwohl es sich nicht in einen solchen Käfig einsperren lässt. Die Reise beginnt mit dem Aufbruch, man erlebt Abenteuer und auch Sehnsucht und Liebe sind Begleiter auf dieser Reise, bevor die "Heimfahrt" ansteht, die im Bonussong besungen wird. Die Mischung aus schnellen und ruhigeren Nummern ist der Band sehr gut gelungen und so bleibt man als Hörer bis zum letzten Ton in der Musik gefesselt. Der Mix aus Fantasy und Folk ist keine neue Erfindung, nichtsdestotrotz passt er zu Mythemia, wie die berühmte Faust auf's Auge. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit die Lieder des Albums live anzuhören. Die Energie des Albums, gepaart mit der Spielfreude der Band, lässt aber auch aus dem Studio erahnen, wie ein Livepublikum beim Hören mitfeiern würde. Von mir gibt es den Tipp, das Album einmal im Ganzen zu hören, denn so wirkt das Album einfach am besten. Danach kann man sich selbst für Lieblingslieder entscheiden, die man dann immer wieder hören möchte.
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