[Mittelaltermetal / Folkmetal] Saltatio Mortis - Finsterwacht (2024)
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[Bild: samofinster.jpg]


Release: 07. Juli 2024
Label: Prometheus Records (Rough Trade)


Tracklist:
01. Saltatio Mortis & Blind Guardian - Finsterwacht
02. Schwarzer Strand (feat. Faun)
03. Vogelfrei
04. Grimwulf (Interlude)
05. Der Himmel muss warten
06. Aurelia
07. Saltatio Mortis & Peyton Parrish & Cristina Scabbia - We Might Be Giants
08. Feuer und Erz
09. Saltatio Mortis & Knasterbart - Genug getrunken
10. Saltatio Mortis & Tina Guo - Carry Me
11. Oh treues Herz


In Zusammenarbeit mit dem deutschen Rollenspiel-Klassiker Das Schwarze Auge und den bekannten deutschen Fantasyautoren Bernhard Hennen und Torsten Weitze hat Saltatio Mortis ein noch nie dagewesenes Konzept umgesetzt: die Finsterwacht. Die Finsterwacht ist nicht nur eine Kette von Wachtürmen in Aventurien, von wo tapfere Männer und Frauen die Lande der Menschen vor den gefährlichen Orks beschützen, sondern auch eine medienübergreifende Kombination aus Konzeptalbum, Fantasyroman und Pen-and-Paper-Rollenspiel! Bist du bereit für das Abenteuer deines Lebens? Dann folge Saltatio Mortis in die Finsterwacht! (Quelle: Pressetext)


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Saltatio Mortis sind:
Alea: Gesang
Elsi: Dudelsäcke & Schalmeien
Falk: Drehleiern
Frank: Bass
Jean: Gitarren, Piano, Percussion & Hintergrundgesang
Luzi: Dudelsäcke, Schalmeien & Whistles
Till: Gitarren, Bouzouki & Hintergrundgesang


Seit einigen Jahren müssen sich Saltatio Mortis Kritik aus den eigenen Fanreihen anhören. Dabei geht es um zu politische Alben, merkwürdige Kooperationen und dass sich Saltatio Mortis durch Dinge wie Grillsets wie eine Marke und nicht mehr wie eine Band anfühlt. Es wurde auch immer wieder gewünscht, dass die Band mehr als einen Schritt zurück zu ihren Wurzeln gehen soll und wieder mehr mittelalterliche Elemente in ihre Musik einbauen soll. Mit dem neuen Album "Finsterwacht" haben Saltatio Mortis einige dieser Wünsche erfüllt. Die Musik hat wieder mehr vom selbst betitelten "Saltatio Mortis Gefühl". Die Lieder wechseln zwischen epischen Metalsongs, in denen die traditionellen Instrumente wie Dudelsack und Drehleier endlich wieder wie ein Teil der Musik wirken und nicht wie ein Mittel zum Zweck, sowie ruhigen, teils akustischen Balladen. Die akustischen Songs bringen nicht nur das Fantasyfeeling sehr gut rüber. Wer schon einmal mit der Band ein akustisches Aftershowkonzert auf einem MPS erlebt hat, fühlt sich hier direkt an diese Momente erinnert. Ein Zurück zu den Wurzeln findet aber nicht nur musikalisch statt, denn "Finsterwacht" ist mehr als ein Saltatio Mortis Album. Zusammen mit diesem kommt der Roman "Die Feuer der Finsterwacht" von Bernhard Hennen und Thorsten Weitze, sowie ein sofort spielbares Abenteuer in der Welt von DSA (Das Schwarze Auge). Die benötigten Spielwürfel sind ebenfalls in der Box enthalten, sowie ein Autogrammkartenset der Spielleute. Insgesamt also eine sehr passende Box, die leider die einzige Möglichkeit bietet das Album auf CD zu erhalten. Diese Tatsache erntet seit der Bekanntmachung durch die Band harte Kritik und hält laut Kommentaren auf den Social Media Kanälen der Band nicht wenige Fans vom Kauf ab.

Das Album selbst startet mit dem Titelsong "Finsterwacht", der ein episches Meisterwerk von Saltatio Mortis darstellt. Das im Lied eingesprochene Intro stimmt sehr atmosphärisch auf den Song und das Album ein. Die orchestralen Klänge machen den Sound episch und das Zusammenspiel von Saltatio Mortis und Blind Guardian ist die wohl beste Kooperation, die Saltatio Mortis bisher mit anderen Musiker*innen hatte. Das Problem ist nur: Das Beste kommt somit direkt zum Anfang und lässt die anderen Lieder schwächer wirken, als sie sind. Dieses Gefühl kam auch schon durch die vorab veröffentlichten Singles auf und vielleicht hätte man da schon eine andere Reihenfolge aussuchen müssen. Weiter geht es mit "Schwarzer Strand", bei dem Faun als Gäste zu hören sind. Die Kombination der Musikstile klingt interessant, so richtig mag der Funke aber nicht überspringen. Dies liegt zum Teil daran, dass Oliver Satyrs Stimme nicht kraftvoll genug ist, um gegen E-Gitarren, Schlagzeug und Bass anzukommen. Drehleiern und Dudelsäcke klingen hier aber wirklich großartig. "Vogelfrei" ist da schon wieder eine ganz andere Hausnummer. Mit ordentlich Druck im Sound, starken Chören und mit Dudelsäcken, die auch mal im Marktstil erklingen dürfen, haben Saltatio Mortis eine weitere Hymne im Gepäck, die live mit Fanchören hart rocken wird.

[Bild: box.jpg]

"Grimwulf" ist ein kurzes Interlude, von dem ich gern eine viel längere Version hören würde. Die Streichinstrumente entführen die Hörer*innen in eine ganz eigene Welt und es ist schade, dass es mit knapp unter 2 Minuten das kürzeste Lied ist. Wer die Soundtracks der letzten beiden Harry Potter Filme liebt, wird dieses Stück ebenfalls lieben und sehr oft hören. Von diesen himmlischen Klängen geht es direkt weiter mit "Der Himmel muss warten", ein rein akustisches Stück, bei dem die Chöre erneut zum Mitsingen auffordern und dass sich für Konzerte einfach anbietet. "Aurelia" ist das erste Lied, bei dem ich das Gefühl hatte, ohne den Roman nicht ganz mitgenommen zu werden. Die Melodie sorgt aber dafür, dass man es nicht skippen wird. Für mich ist es ein wenig wie "Kelch des Lebens" auf "Aus der Asche", das kein schlechter Song ist, aber im Gesamtbild etwas schwächer wirkt. Dieses Gefühl ist bei "We Might Be Giants" noch stärker vorhanden. Auch ist die Stimmkombination von Alea und Peyton Parrish auch hier merkwürdig, wenn auch besser gelungen als bei "God of War". Von Cristina Scabbia hätte ich gern viel mehr gehört. Die charismatische Stimme von Lacuna Coil geht irgendwie unter und ein Feature, bei dem sie einen stärkeren Solopart bekäme, hätte ich sehr gern gehört. Für sich ist "We Might Be Giants" ein gelungener Mittelaltermetal Song, der als Single außerhalb des Albums vielleicht noch besser gewirkt hätte.

"Feuer und Erz" zeigt wunderbar auf, wie ein Song sich langsam aufbauen kann und in einem starken Finale endet. Beim Hören sieht man die zwergischen Schmieden vor dem geistigen Auge und man will selbst einen Hammer schwingen. Bei "Genug getrunken" hatte ich im ersten Moment das Gefühl, ich hätte einen Feuerschwanz Song in die Playlist reingezogen. Auch der Text würde dazu passen, aber spätestens wenn man die Stimmen von Saltatio Mortis und Knasterbart hört, ist man wieder voll bei Saltatio Mortis. Was bei "Keine Regeln" noch eher nach Ballermann geklungen hat, lädt hier zu Konzerten auf Mittelaltermärkten und Tavernenbesuchen ein. "Carry me" ist eines der wenigen englischsprachigen Liedern von Saltatio Mortis, die ich wirklich sehr gut finde. Tina Guo ergänzt den Sound mit ihrem virtuosen Cellospiel hervorragend und so sticht es noch mehr aus den anderen Liedern heraus. Das Ende des Albums folgt dann mit "Oh treues Herz".  Eine Gänsehautballade zum Abschluss ist eine sehr gute Wahl, denn man verlässt die "Finsterwacht" mit dem Wunsch nach mehr und dies geschieht, indem man das Album von vorne anhört. Die Dudelsackmelodie in "Oh treues Herz" geht außerdem sehr unter die Haut und auch Alea verleiht dem Lied sehr viel Gefühl.

[Bild: band.jpg]

Mein Fazit: "Finsterwacht" ist für mich aus vielen Gründen ein Album mit zwei Seiten. Zum einen wäre da die Musik, die deutlich mehr nach Saltatio Mortis klingt, als es bei "Für immer Frei" der Fall gewesen ist. Die Entscheidung, sich von zu viel Politik und dem penetranten auf Dinge zeigen, die nicht in das Weltbild der Band passen, zu entfernen, ist ebenfalls sehr vorteilhaft und erhöht den Spaßfaktor beim Hören. Der Titelsong "Finsterwacht" ist einfach episch, mit "Vogelfrei" und "Genug getrunken" sind zwei weitere Knaller für Konzerte auf dem Album zu finden. Die akustischen Stücke schaffen sehr viel Atmosphäre, nur die erneute Zusammenarbeit mit Peyton Parrish hätte nicht sein müssen, da schon der erste Versuch mit ihm recht viel Kritik bekommen hat. Ganz im Gegenteil dazu ist die Zusammenarbeit mit Blind Guardian und Knasterbart sehr gut gelungen. Cristina Scabbia wirkt ein wenig verschwendet, was ihren Einsatz angeht, dafür sind Tina Guo und ihr Cello perfekt eingesetzt worden. Die DSA Thematik wird vielleicht nicht jeden mitnehmen, aber wer sich nach Alben vor "Für immer Frei" und "Brot und Spiele" sehnt, wird nicht enttäuscht sein.

Was einer richtig guten Bewertung im Weg steht, ist die Verkaufstaktik, die nicht nur Fans außen vor lässt, die einfach keine 70 bis 80 Euro für eine Box hinlegen können, sondern auch alle, die einfach nur die CD haben wollen. Das ganze Drumherum mag für DSA Fans ja sehr passend sein, allen anderen werden unnötige und teure Extras aufgezwungen oder die Streaming-Variante angeboten, die auch nicht jeder nutzen mag. Deshalb gibt es hier notwendigerweise einen Punkt Abzug in der Gesamtnote. Man fragt sich schon, warum man so fanfeindliche Entscheidungen trifft und zugleich lächelnd in die Kamera sagt, wie wichtig der Support der Fans ist. Vielleicht sollten sich Saltatio Mortis einfach ihren eigenen Song "Wachstum über alles" anhören, der durch die Bandentwicklung der letzten Jahre an sich schon nicht gut gealtert ist. Insgesamt also endlich wieder ein gutes Saltatio Mortis Album, von dem es gern eine Fortsetzung geben darf, das aber durch den bitteren Beigeschmack der "Box für alle" nicht so gefeiert werden kann, wie es das Album verdient hätte. Beim nächsten Mal bitte weg vom Verkaufswahn und dafür mehr Blick auf die Wünsche der Fans werfen. Meine Anspieltipps sind "Finsterwacht", "Genug getrunken" und "Vogelfrei"


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