Gestern, 07:14
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Release: 11. Mai 2025
Label: Eigenvertrieb
Tracklist:
01. Rabensang
02. Nie wieder trinken wir
03. Des Königs Thron
04. Nur hier sind wir frei
05. Gauklerherz
06. Odin lädt uns zum Tanze ein
07. Die Götter 2.0
08. Der Teufel lacht uns aus
09. Untergang 2.0
10. Heut tanzen wir
11. Liebesgedicht
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Taurus Ferus sind:
Pasquale der Saitling: Gesang & Irish Bouzouki
Randalf der Weisse: Bass & Backing Vocals
Thoromir der Rattenfänger: Dudelsack, Schalmei, Flöte & Backing Vocals
Helkingh die Klaue: E-Gitarre & Backing Vocals
Lord Svens a lot: Schlagzeug & Backing Vocals
"Heut tanzen wir" heißt das zweite Album der Mittelalterrockband Taurus Ferus, die mit "Niemand sink(g)t allein" schon ein sehr gutes Debütalbum raus gehauen haben. Aus diesem Album stammen auch die beiden 2.0 Versionen von "Die Götter" und "Untergang", mehr dazu später. Eröffnet wird das Album mit dem "Rabensang". Getragen von Bass und Rabenrufen baut sich der Song langsam auf. Zum ersten Chorus hin wird dann ordentlich aufs Gaspedal gedrückt. Spätestens in diesem Moment wird man dann auch richtig vom Sound und Gesang mitgenommen. Nicht nur der Leadgesang von Pasquale klingt sehr gut, auch die harmonischen Chöre sind hervorragend. Raben werden oft als Unheilsbringer verflucht. Wer sich jedoch mit ihnen beschäftigt, weiß, dass diese hochintelligenten Vögel alles andere als bösartig sind, dafür aber eine durchaus mystische Aura haben. Genau um diese unterschiedlichen Gefühle und Ansichten geht es bei "Rabensang". "Nie wieder trinken wir": Wer hat das nicht selbst schon am Morgen einer durchzechten Nacht gedacht. Diesem nicht ernstgemeintem Schwur haben Taurus Ferus eine Hymne geschrieben. Beim Chorus darf nicht nur laut mitgesungen werden. Wer dabei noch einen vollen Krug oder ein volles Horn in der Hand hebt, macht alles richtig. Während die ersten Lieder ein ruhigeres Intro hatten, geben Taurus Ferus bei "Des Königs Thron" direkt Vollgas. Das Brett aus E-Gitarre und Dudelsack macht direkt Laune auf den Song, der als eine Hymne der Demokratie geschrieben worden ist. Entsprechend wird zum Sturz des Königs aufgerufen, der sein eigenes Volk tyrannisiert. Dass Musik eine Befreiung von den Lasten des Alltags ist, hat sich über die Jahrhunderte bis heute nicht geändert. "Nur hier sind wir frei" behandelt genau diese Macht, die in der Musik steckt. Wer gerade eine schwere Zeit durchmacht, sollte den Titel des Liedes laut mitsingen, denn allein das hat schon eine befreiende Wirkung für die Seele.
"Gauklerherz" wagt einen Blick hinter die Maske, die Gaukler für das Publikum aufsetzen. Während die Freude daran, die Menschen zu unterhalten, das Gauklerherz höher schlagen lässt, sind die ruhigen Stunden ohne Publikum schwer zu ertragen. Auch wenn die Thematik ernst ist, bleiben die Melodie und das Tempo sehr tanzbar. Eine akustische Version, die eher in Richtung Ballade geht, wäre bei diesem Song wirklich sehr interessant. Donnergrollen, Trommeln und Hörner kündigen das Erscheinen von Wikingern an. Wenn der Moment des Kampfes erreicht war und sich alle Emotionen in einen wilden Rausch entluden, dann wussten alle: "Odin lädt uns zum Tanze ein". Taurus Ferus erschaffen durch das Intro und den Text eine dichte Atmosphäre. Dass man das recht hohe Tempo der bisherigen Lieder für "Odin lädt uns zum Tanze ein" gedrosselt hat, war eine sehr gute Entscheidung. Dadurch wirkt die Geschichte nicht gehetzt, sondern schreitet langsam voran, wie es in der wirklichen Situation auch der Fall gewesen wäre. "Die Götter" war wie anfangs erwähnt schon auf dem Debütalbum der Band vorhanden und hat mit "Die Götter 2.0" eine rockige Version bekommen. Beide sind sehr hörenswert und passen entsprechend auf einen Mittelaltermarkt oder eine Clubbühne. Die Frage, ob die Götter ihre Macht durch große Mengen Alkohol oder durch einen Hammer oder Weisheit haben, wird zwar nicht beantwortet. Dafür kann man laut mitsingen und das Getränk nach Wahl beim Zuhören genießen. Der Kampf zwischen Gut und Böse wird in "Der Teufel lacht uns aus" ausgefochten. Entscheidet man sich für das Gute oder das Böse, für die Vernunft oder die Wut und den Hass? Während man sich selbst noch für eine Seite entscheiden muss, lacht der Teufel laut in den Momenten, wo das Böse triumphiert, ganz unabhängig davon, ob er den finalen Sieg davon tragen wird. Taurus Ferus beweisen auch in diesem Lied, dass sie nicht nur Musiker, sondern auch Geschichtenerzähler sind.
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©Taurus Ferus
"Der Untergang 2.0" ist die zweite alternative Version eines Liedes, das bereits auf "Niemand sink(g)t allein" zu hören war und diesem Album zu seinem Namen verholfen hat, da der Titel ein Zitat aus dem Chorus ist. Durch die E-Gitarre und die Drums bekommt das Lied mehr Kraft und Druck in den Sound und wird so zu einer Hymne, die bei Konzerten sicherlich für laute Fanchöre sorgen wird. Weiter geht es mit dem Titellied "Heut tanzen wir", in dem es darum geht, den Moment zu genießen, weil man nie weiß, wann der letzte Tanz ansteht. Auch dieses Lied beginnt erst recht ruhig und wird dann im Verlauf schneller und auch härter. Spätestens wenn das Gaspedal durchgedrückt wird, folgt man der Aufforderung zum Tanz automatisch. Zum Abschluss folgt noch ein "Liebesgedicht" und eine ordentliche Portion Humor. Denn ein Gedicht vorzutragen verlangt eben auch nach der richtigen Situation, um seine Wirkung zu entfalten oder überhaupt vorgetragen zu werden. Mit dieser "Wie man es nicht macht"-Anleitung für Verliebte, haben Taurus Ferus einen sehr guten finalen Song für ihr Album ausgesucht, denn so verabschiedet man sich mit einem Lachen im Gesicht von "Heut tanzen wir".
Nicht nur musikalisch ist "Heut tanzen wir" sehr gut gelungen, auch optisch gibt es viel zu entdecken, wenn man sich das Album als CD gegönnt hat. Leider gibt es keinerlei Hinweise, wer für das Artwork des Albums verantwortlich ist. Das Design und die Bilder lassen den Einsatz einer KI vermuten, dies sollte dann mit einem kurzen Hinweis erwähnt werden. Auch eine konkrete Angabe, wer genau für die Texte und die Musik verantwortlich ist, fehlt. Es gibt den Hinweis im Booklet, dass Pasquale der Saitling das Songwriting übernommen hatte, ob andere mitverantwortlich waren, bleibt also offen. Dafür gibt es zu jedem Lied Informationen zum Hintergrund und welche Bedeutung er aus Sicht von Taurus Ferus hat. Aufgenommen wurde das Album in der Wellenschmiede in Hamburg, die den Sound der Band wunderbar eingefangen hat.
Mein Fazit: Taurus Ferus haben mit "Heut tanzen wir" ein sehr starkes Album veröffentlicht. Beim Hören ist mir aufgefallen, dass Taurus Ferus sehr gerne Schlagwörter als Chorus benutzen. So werden zum Beispiel "Nur hier sind wir frei" und auch "Odin lädt uns zum Tanze ein" zwar oft und laut wiederholt, aber unabhängig vom restlichen Text. Dies nimmt aber nichts vom sehr guten Songwriting weg. Dass man zwei Liedern ein neues Gewand geschneidert hat, ist auch sehr passend, denn den Wunsch, bekannte Lieder so zu hören, wie sie aktuell gespielt werden, kennt man von anderen Bands. Mit einer Spieldauer von knapp 51 Minuten hat das Album auch eine sehr angenehme Länge und das ohne einen Lückenfüller in der Liste zu haben. Wer das Album als Gesamtkonzept erleben mag, sollte zur CD greifen. Zwar gibt es das Album kostenlos zum Streamen im Internet, das graphische Design des Albums geht so aber natürlich unter. "Heut tanzen wir" macht nicht nur Lust auf mehr Musik von Taurus Ferus, sondern auch auf einen Konzertbesuch, um die Energie der Lieder mit anderen zusammen zu spüren. Wer jenseits der hoch und runter gespielten Bands der Mittelalterrockszene Neues entdecken mag, sollte sich Taurus Ferus auf jeden Fall einmal anhören. Meine Anspieltipps sind "Rabensang", "Nur hier sind wir frei", "Odin lädt uns zum Tanze ein", "Gauklerherz" und "Liebesgedicht".
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